Zählt eigentlich jemand mit, wieviele Tränen wir weinen? Und so steht sie da im Supermarkt vorm Müsliregal und es treibt ihr plötzlich, überraschend und unvorbereitet, Tränen in die Augen. Ein dicker Kloß im Hals. Das Herz fühlt sich wie ein schwarzes Loch an. Über ihrem Kopf bricht die Welt ein und sie steht da. Regungslos. Starrt gebannt auf die bunten Schachteln, als wäre kein Mensch da, um nicht endgültig die Fassung zu verlieren.
Du sagtest zum Abschied:
"Gute Nacht, Traumfrau! Ich habe Dich in meinem Herzen immer bei mir.", ich küsste Dich auf die Stirn. Ahnte nicht, dass es das letzte Mal sein sollte. Ein Abschied für immer. Deine Verletzungen waren stärker, als mein Glaube, dass es so nicht enden kann und darf. Du gingst. Ich blieb. Das Leben fragt nicht. Niemanden.
Es ist viel Zeit vergangen, vielleicht nicht genug. Ich habe verdrängt, geweint, mich betäubt, erinnert, gelacht, war traurig, leer, lange nicht fähig mich von Dir zu verabschieden und habe schließlich weitergemacht. Irgendwie. Die Leere zunehmend gefüllt mit Erinnerungen und einer tiefen Dankbarkeit. Doch manchmal wirft mich ein Gedanke an
Dich in die Umlaufbahn. Manchmal sitze ich da und rede mit Dir. Und Du? Du lächelst und bleibst still. Deine Hände, ich kann mich kaum noch an sie erinnern.
Ich habe Dich bei mir, in meinem Herzen.