Warum passiert das immer wieder? Warum lasse ich es zu? Dieses Schauspiel, das wie ein Boomerang immer wieder auf mich zuschießt, mich leichthändig in den siebten Himmel hebt – um mich anschließend in den tiefsten Abgrund, der Vorstufe zur Hölle, zu stoßen. Warum lerne ich nicht aus der Vergangenheit? Wie oft muss ich mich noch zum Vollidioten machen? Wie oft muss ich mich noch verbrennen - an Dir? An dem Gefühl, das Du mir gibst? Liebe ich eventuell nicht den Menschen an sich, sondern vielmehr das Gefühl, das er mir gibt? Das, was Du in mir auslöst, ist heftiger als alles bisher Dagewesene. Stehst Du vor mir, hüpft mein Herz. Meine Knie werden butterweich und ich suche Halt - an Dir. Mir fehlen die Worte, aber es reicht, in Deinen Augen zu lesen. Die Zeit steht still und alle Probleme werden nichtig und klein, denn ich weiß, Du rettest mich durch den Augenblick. Durch die Nacht. Ich brauche Deine Nähe, wie die Luft zum Atmen. Fühle mich angekommen, nur kann mich trotzdem nicht fallen lassen.
Doch dann, wenn ich mich endlich traue, mich allmählich sicher zu fühlen. Wenn ich anfange, Vertrauen zu schöpfen. Wenn die Anspannung und Unsicherheit sich langsam löst. Wenn ich das Gleichgewicht wieder gefunden habe, drehst Du Dich um - ergreifst die Flucht. Lässt mich eiskalt stehen. Verhungern. Machst Dich rar und schickst mich in die dunkle Wüste, in deren Sand ich stecken bleibe. Auf der Stelle trete. Nicht mehr vorankomme. Deren brennende Luft mir die Fähigkeit zu sehen nimmt, so dass ich nicht mehr wahrnehmen kann, was richtig und was falsch ist.
Du glaubst, ich hätte alles im Griff. Wäre kontrolliert. Eiskalt. Bräuchte niemanden. Könnte einfach den Schalter umlegen. Gefühle ausknipsen wie eine Lampe. Ihnen einen Riegel, den Verstand, vorschieben. Das funktioniert nur bedingt. Verstehst Du nicht, dass ich diesen übergroßen Mantel der Vorsicht und des Misstrauens lediglich aus Selbstschutz trage? Dass ich Dir nicht jedes Mal ein weiteres Stück meines Herzens auf dem Silbertablett servieren kann? - Du lässt es ja doch nur wieder achtlos fallen, weil Du glaubst, dass es ein billiges Remake ist. Weil Du Dir selbst genug bist, auch wenn Du Dir das Gegenteil einredest. Weil Du mich nämlich kein bisschen brauchst.
Du hast nie auch nur geahnt, wie sehr ich Dich liebe. Ich glaube, Du wolltest es gar nicht wissen.
Und dieses Mal kann ich Dir nicht mal mehr einen Vorwurf machen. Du hast alles richtig gemacht. Ich war diejenige, die – von Angst erfüllt – nicht wusste, was sie sagen sollte. Jeder Schritt, jedes Wort könnte falsch sein. Könnte Dich noch früher in die Flucht schlagen. So habe ich geschwiegen. KEINE Emotionen zeigen, das hab ich schon zur Genüge getan. Dich NICHT einengen, Dich NICHT drängen. Nichts verlangen. NICHTS ERWARTEN. Das Gestern ruhen lassen. Den Moment genießen – als wäre es der Letzte. Diesmal ließ ICH Dich nicht in mein Herz. Doch hätte ich Dir so gern gezeigt, wie es wirklich darin aussieht. Zerrissen von den Kämpfen, die es bereits auf Deinem Schlachtfeld austrug. Vernarbt. Und auf den Mauern steht nur ein Name – Deiner.
Diesmal wich ich zurück, blockiert von meiner Angst, Dich für immer zu verlieren.
Ziel erreicht. In diesen Wochen bestimmt in den wenigen ruhigen Minuten der Konjunktiv mein Leben…was wäre wenn? Hätte ich…? Müsste er nicht...? Müsste ICH jetzt nicht...?! Ich bin wütend - auf mich, Dich, meine Unfähigkeit. Und warum suche ich die Schuld eigentlich prinzipiell immer ausschließlich bei mir? Mit uns das ist wie Tango tanzen...nur halte ich das nicht mehr länger aus.