Montag, November 24, 2025
temperatursturz.
Und doch…unter der Oberfläche habe ich nie aufgehört zu brennen. Es war nur niemand da, der die Hitze ausgehalten hätte oder dem ich sie zugemutet hätte. Heute weiß ich, dass die Kälte nur eine Strategie war. Kein Zuhause. Nur ein Versteck. Ich lerne gerade, wieder warm zu werden. Mit allem Risiko. Mit allen Folgen. Mit all der schönen Unordnung, die Nähe mit sich bringt. Und manchmal erschreckt mich, wie weich ich geworden bin. Wie sehr ich mich fühle und wie sehr mich jemand fühlt.
Sonntag, November 23, 2025
totensonntag.
Samstag, November 22, 2025
Freitag, November 21, 2025
herzöffner.
Hier war es einfach. Ein Teenie, ein Mann, ein Mittagessen. Und eine Szene, die gezeigt hat, das hier könnte funktionieren. Vielleicht gerade weil keiner versucht hat, es besonders richtig zu machen. Vielleicht ist genau das der Trick an Patchwork. Nicht diese großen Erklärungen. Nicht die Strategien. Nicht die heroischen Gesten. Sondern dieses leise, unspektakuläre Sich-Fügen. Dieses unprätentiöse:„Komm, wir probieren mal, wie sich das anfühlt.“ Und manchmal fühlt es sich überraschend richtig an. Genau deshalb. Schon irre. Es ist so viel besser, als ich es mir hätte wünschen können und jemals vorgestellt habe. Zwei Monks, dass passt wie Arsch auf Eimer. Ich liebe absolut alles daran. Ich gucke da drauf und denke mir nur, F*ck, was bin ich für ein verdammtes Glückskind? Ich bin dankbar.
Mittwoch, November 19, 2025
landkarte.
Dienstag, November 18, 2025
100!
Vor über 10Jahren hat der Ex mal pro Forma die Domain "Frau Eiskalt" für mich gekauft. Und als wir vorhin beim Essen zufällig nebeneinander gesessen haben, fragte ich ihn, ob die immer noch in seinem Besitz ist. Ist sie. Er richtet sie mir jetzt auf einem der Server ein und dann überlege ich endlich zu Wordpress umzuziehen, da hier bei Blogger viele Funktionen gar nicht mehr existieren. Könnte ein schönes Weihnachtsprojekt zwischen den Tagen werden. Mal schauen, wie weit meine Geduld dann final dafür reicht. Es ist auf jeden Fall schön, wieder hier zu sein. Willkommen zurück! Genießen wir einen Moment die Zahl 100!
Sonntag, November 16, 2025
adventsstimmung.
Das Kind bekommt seit immer einen selbstgefüllten Kalender. Das ist ein Ritual. Ich glaube, seit sie drei ist. Die ersten zwei Jahre hatte sie nachts ehrfürchtig Angst, einem Wichtel auf dem Weg zum Klo zu begegnen, der ihren Kalender kontrolliert. Deshalb hat sie im Dezember oft vorsichtshalber bei mir geschlafen. Es war aber auch der einzige Monat, in dem sie morgens schneller aufstand, als ich gucken konnte. Dieses Jahr findet sie einen gekauften Krimi-Kalender völlig okay. Den selbstgefüllten bekommt sie trotzdem, weiß sie aber nicht. Liegt bereits alles im Schrank, ich freue mich aufs Packen und Hübsch machen. Ich kenne es nicht anders. Bei uns gab es früher auch immer einen Selbstgefüllten. Ich mochte keine Vollmilch-Schokolade und damit waren die käuflichen Kalender damals raus. Erst 24 gebastelte kleine Papierkästchen von meiner Mutter, später einen Jutekalender. Ich fand das immer großartig. Ich glaube, ich habe den bekommen, bis ich ungefähr 25 war. Heute dürfen die Enkelkinder immer die Kalender-Säckchen an der Girlande im Flur öffnen bei meinen Eltern.
Mit dem Ex haben wir uns einen eigenen Kalender geteilt – jeder zwölf Türchen. Er die geraden Tage, ich die ungeraden. Ein klasse Konzept. Hat gut funktioniert, bis er es irgendwann vergessen hat. Danach gab es jetzt acht Jahre lang gar nichts mehr in die Richtung. Nun ist alles neu. Als die Untermieterin letzte Woche fragte, ob wir uns dieses Jahr denn gegenseitig Kalender machen würden, habe ich den kurzen Moment Panik in seinen Augen gesehen. Ich musste trotzdem lachen. Ich hab's gefühlt. Ich hatte bis dahin noch gar nicht darüber nachgedacht, ich war gedanklich noch nicht so weit, dass wir uns auf Weihnachten zubewegen. Der Dezember kommt jedes Jahr trotz allem sehr überraschend und Adventsstimmung ist bei mir bislang nicht aufgetaucht. Wie auch bei dem Stress ringsum.
Trotzdem: Es ist der 16.11.2025 und ich habe tatsächlich die ersten Weihnachtsgeschenke. Inhalte für zwei Kalender. Postkartenkalender für die Besten und meine Eltern. Kleine Überraschungen & Gutscheine fürs Team, weil wir unsere Weihnachtsfeier vorletzten Freitag spontan vier(!) Wochen nach vorne verlegen mussten. Wegen Terminhuddel. Es fehlen noch die persönlichen Briefe, die schreibe ich morgen. Ich bin erstaunlich gut in der Zeit. Da kann man ruhig mal klatschen!
Bleibt nur die Frage: Was schenkt man einem Vater, der alles hat und schon immer echt schwer zu beschenken ist? Ich kann ihm doch nicht jedes Jahr Baumarktgutscheine & fancy Biere aus aller Welt schenken. Geburtstage ab Mitte November und im Dezember gehören grundsätzlich verboten!
Samstag, November 15, 2025
dunkelheit.
Freitag, November 14, 2025
was bleibt, wenn alles fällt?
Später habe ich ins Telefon geweint. Nur Atmen und Tränen. Und am anderen Ende jemand, der das ausgehalten hat. Einfach geblieben. Keine großen Worte, nur dieses ruhige „Wir schaffen das gemeinsam“. Nicht als Versprechen. Eher wie eine Feststellung, die schon existiert. Und genau das hat getragen. Mehr muss es manchmal nicht sein.
16:45 Uhr, Freitag, meine Wimperntusche hängt auf Halbacht - irgendwas zwischen Panda und Unfall. Egal. Der Abend wird es richten. Mädelsabend. Wir schließen uns nach Ladenschluss im Möbelhaus ein. Nicht ganz so glamourös wie ein Modegeschäft - man kann Möbel schlecht unbemerkt einstecken, aber ich wollte das schon immer mal machen. Wir werden Essen besorgen. Das Bier steht kalt. Türen zu, Welt aus.
Reicht für heute.
Donnerstag, November 13, 2025
vorbereitung.
sehnsuchtsort.
Mein Sehnsuchtsort ist noch nördlicher. In den Highlands. Ich habs so geliebt. Das hat echt etwas mit mir gemacht und mich tief beeindruckt.
Mittwoch, November 12, 2025
rekapitulation.
Dienstag, November 11, 2025
langstrecke.
Montag, November 10, 2025
überdruck.
Samstag, November 08, 2025
glück?
Und ja, vielleicht wirke ich entspannt. Vielleicht, weil ich mich nicht mehr zerreiße, um irgendwo reinzupassen. Weil ich nicht mehr bleiben will, wo es eng wird. Vielleicht, weil ich aufgehört habe zu kämpfen, wo ich mich nicht mehr verlieren will. Ich tue das, was mir guttut. Ich liebe den, den ich liebe. Und ich lasse weg, was nicht mehr zu mir gehört. Vielleicht sieht man das. Und vielleicht nennt man das Glück. Ich weiß es nicht. Ich nenne es, angekommen in mir. Und das reicht. Zumindest heute. Morgen sehe ich weiter.
Aber was ist Glück überhaupt? Glück fühlt sich für mich immer ein bisschen an wie ein Vorbeben. Ich traue diesem Wort nicht. Zu hell, zu laut, zu flüchtig. Immer wenn ich Glück spüre, warte ich auf das Gewitter. Vielleicht weil ich gelernt habe, dass Glück oft eine Vorstufe vom Verlust war. Ich glaube an Zufriedenheit. An Klarheit. An tiefe Verbundenheit. An das Gefühl, jemanden nicht nur zu wählen, sondern immer wieder zu wählen. Aber nicht an reines Glück. Er war kein Glück, sondern eine bewusste Entscheidung. Gegen Angst. Gegen Flucht. Gegen alte Muster. Für Nähe. Und das ist keine Glückssache. Das ist echte Arbeit. Und ich finde es so großartig, sehr heilsam und wertvoll. Ich liebe alles daran.
Mittwoch, November 05, 2025
Guten Morgensex.
Neurotransmitter sind echte Performer. Die Wissenschaft liefert die Daten. Dopamin hoch, Cortisol runter, Immunsystem happy, Gehirn im Flow. Das Nervensystem sagt danke, mein Tag auch. Ich finde, kein KPI bringt mich so sehr zu mir. Kein Resilienztraining so in die Spur. Guten Morgensex ist eine absolut großartige Idee. Für Klarheit. Verbindung. Und den Weltfrieden. Und zur Not auch für den nächsten Pitch. Vielleicht ist das die wahre Leadership-Strategie. Oxytocin statt Outlook.
Dienstag, November 04, 2025
toolbox.
Ich kann es besser analysieren. Ich kann Trigger auseinandernehmen wie ein Uhrwerk, jede Reaktion psychologisch sezieren, jede Dynamik benennen. Ich erkenne das Monster sofort. Aber was bringt’s, wenn es trotzdem wieder knallt, wenn der Körper längst schneller ist als der Verstand? Manchmal stehe ich trotzdem da, wieder mit diesem verficktem Messer in der Brust und frage mich, warum es schon wieder brennt, obwohl ich doch wusste, dass es kommt. Die Spirale ist da. Aber sie ist gar keine Treppe. Sie ist eine scheiß Wendeltreppe. Und manchmal fühlt es sich an, als würde ich ständig am selben Fenster vorbeilaufen und mir selbst zuwinken. Manchmal mit einem Lächeln. Manchmal mit einem Schlag ins Gesicht.
Entwicklung? Klar. Ich kann besser beobachten, wie ich innerlich zusammenbreche. Ich kann reflektieren, wie sehr ich mich gerade entwerte. Ich kann bezeugen, wie alt mein Schmerz ist. Nur, er fühlt sich nicht alt an. Er fühlt sich frisch an. Glühend. Wie neu geboren. Vielleicht ist es einfach ein Kreisverkehr. Oder ein schicker Wartesaal mit Plexiglas und ungespielten Karten auf dem Tisch. Vielleicht war das alles nur Trockenübung. Theorie auf Papier. Jetzt ist Praxis. Realität. Ungefiltert. Jetzt steht da jemand, der wirklich etwas auslöst und all die Tools, die ich so sorgfältig gebaut habe, liegen plötzlich wie Spielzeug in der Ecke. Weil da kein Handbuch greift, wenn das System in Panik geht. Wenn Nähe real ist. Wenn Berührung nicht mehr metaphorisch bleibt.
Sieben Jahre. Und ich stehe immer noch da und frage mich, warum ich denke, dass Liebe verdient werden muss. Und ich weiß es. Und ich kann es sagen. Aber fühlen? Wahrscheinlich war das Ziel nie „fertig sein“, sondern einfach zu erkennen und begreifen, dass ich nicht perfekt funktionieren muss. Dass der Kampf gegen mich selbst der eigentliche Fehler ist. Das hier ist nicht das Ende, sondern endlich der Anfang. Next Level sozusagen. Nur ohne Theorie. Ohne Applaus.
Montag, November 03, 2025
alles blöd.
03.11.2014.
Wie lange hält die "alles blöd-Phase" bei Dreijährigen an? Kindergarten - blöd, Kinder - blöd, Amsterdam - blöd, Zug fahren - blöd, Papa - blöd, keine Kekse - blöd, kein Trickfilm - blöd, Bootstour - blöd, etc. Und zur Krönung, nur um das Kind zu ärgern, habe ich heute weder Mehl noch Zucker für ihr Grundnahrungsmittel "Eier/-Pfannkuchen;)", dafür aber einen Wintermantel in der (Achtung!!!) falschen Farbe gekauft. Ergo: Mama - superblöd.
Ich habe mich zurück erinnert. Das war schon eine wilde Zeit. Heute wünsche ich mir manchmal, ich hätte das mehr genossen, obwohl ich das wahrscheinlich trotzallem gar nicht so schlecht gemacht habe. Rückblickend ist sie so schnell groß geworden. Die Untermieterin legte sich heute morgen zu mir ins Bett und wir redeten über den Tag. Sie ist jetzt 14 und hat heute ihre Potentential-Analyse. Verrückt. Ich bin gespannt, was sie vom Tag erzählen wird und wie sie das so findet.
Sonntag, November 02, 2025
gegenwart.
Manchmal streife ich noch durch Erinnerungen wie durch ein altes Haus. Ich klappere Türen ab, von denen ich längst weiß, dass sie nicht mehr aufgehen. Ich streiche über Sätze wie über Wangen, die nicht mehr warm sind. Ich lege Gedanken in die Stille wie Blumen auf ein Grab. Es war nie einfach mit uns. Da war immer schon viel zu viel drum herum und wir haben es nie auf Dauer geschafft, einfach nur der Mittelpunkt zu sein. Mittlerweile verblassen die Worte vor meinen Augen, wenn ich über Dich schreiben will. Ich kann nicht mehr über das schreiben, was Du bist. Über das, was Du tust. Es bleibt mir nur noch das Präteritum. Jeder meiner Sätze verliert sich in der Vergangenheit. Und ich, ich bin nicht da. Ich bin nicht in der Vergangenheit. Ich bin hier. Und nach all den Worten über Dich, nach all den langen Nächten, in denen Du mir fürchterlich gefehlt hast, nach all den Tagen, an denen ich an nichts anderes denken konnte, als an Dich, möchte ich nicht mehr in die Vergangenheit flüchten.
Sie gibt mir nicht mehr so viel Geborgenheit wie Du es immer konntest. Vielleicht ist es auch das. Ich hab in den Texten über Dich das Gefühl gesucht, das Du mir immer gegeben hast. Und je weiter weg Du rutschst, desto schwieriger wird es für mich, genau dieses Gefühl zu finden. Ich will mich nicht mehr im damals verlieren. Ich bin im heute schon ziemlich verloren. Es ist einfach wahr. Ich bin hier. Und Du bist es nicht mehr, weil Du tot bist. Ich bin noch hier, aber nicht ganz. Weil ein Teil von mir in einem „Früher“ wohnt, das nicht mehr antwortet. Und ein anderer Teil nach vorne schaut, blinzelnd, suchend, taub vor Sehnsucht. Das ist vielleicht die Wahrheit. Nicht, dass es heilt. Sondern dass man lernt, mit der Leerstelle zu leben. Dass Liebe nicht stirbt, sie verlagert sich nur. Man trägt sie weiter. Nicht mehr an der Hand, aber im Herzschlag. Ich weiß, dass Liebe nicht wiederholt, was einmal war. Sie wächst neu, anders, trotzdem. Und manchmal wächst sie still. Heimlich. In einer Gegenwart, die einen wieder berührt. Er ist mein Trotzdem, meine Gegenwart - mein Herz. Und manchmal, wenn ich ihn anschaue, spüre ich etwas, das leiser ist als all der Schmerz, aber stärker als die Erinnerung. Eine neue Verlässlichkeit. Er sieht nicht das, was fehlt, sondern das, was bleibt und trägt. Ich lerne, dass Loslassen nicht bedeutet, weniger zu lieben. Sondern tiefer. Freier. Weiter. Ich trage Dich nicht mehr vor mir her. Ich trage Dich in mir. Und während ich das tue, halte ich jemand anderen an der Hand, als bewusste Entscheidung. Für mich. Für das Leben. Für das Jetzt.
Samstag, November 01, 2025
november.
Mittwoch, Oktober 29, 2025
adieu.
Dienstag, Oktober 28, 2025
dazwischen.
Nachher ist alles still. Aber nicht diese gute Stille, die nach Frieden klingt. Sondern die Stille, in der nichts mehr atmet. Die Welt sieht gleich aus, aber sie berührt anders. Die Luft ist dieselbe, aber sie schneidet. Geräusche sind zu laut, Licht flackert, der Alltag klirrt gegen die Haut. Man sitzt in sich wie in einem brennenden Haus, das von außen unversehrt aussieht. Der Körper? Kein Zuhause mehr. Archiv. Eine Lagerhalle für Erinnerungssplitter. Ein Ort, den man meidet, obwohl man ihn trägt. Vorher war Vertrauen ein Zustand. Nachher ist es Arbeit. Vorher war man jemand. Nachher, jemand, der alles erinnert, ohne es fühlen zu dürfen. Denn Fühlen würde bedeuten, zurückzugehen. Und es gibt keinen Rückweg. Also legt man Schichten über die Haut. Viele Schichten. Zwischen sich und die Welt. Man lacht im Supermarkt, sagt: "Mir geht’s gut", obwohl man längst nicht mehr weiß, was das heißt. Überleben macht keinen Lärm. Es steht nicht auf, es ruft nicht um Hilfe. Es sitzt still in der Ecke und hofft, dass niemand merkt, dass etwas fehlt. Und an guten Tagen? An guten Tagen fühlt es sich fast an wie Leben. Aber nur fast.
Samstag, Oktober 25, 2025
fehlen.
Seit fast zehn Monaten ist sie weg. Und es gibt Tage, da ist das nur ein Gedanke, der still neben mir sitzt. Und dann gibt es Tage, an dem alles ein bisschen grauer klingt. An dem die Welt so wirkt, als hätte sie ihren festen Halt verloren. An dem ich denke, ich könnte sie nochmal anrufen, um kurz ihre Stimme zu hören. Nur kurz. Nur ein bisschen Zuversicht durch die Leitung, wie früher. Sie fühlte sich immer an wie eine Umarmung.
Sie fehlt nicht wie ein Knall. Sie fehlt wie eine leise, zähe Sehnsucht. Wie eine Stelle im Herzen, die einfach nicht heilt, aber ruhig bleibt. Sie war nicht der Mensch, der sich in den Vordergrund drängte, sie war die, die im Hintergrund alles zusammenhielt. Und manchmal wünsche ich mir, sie wäre noch da, einfach um ihr zuzusehen. Wie sie in der Küche steht. Wie sie ihren Satz zu Ende denkt. Wie sie meine Hand nimmt, ohne dass ich erklären muss, warum mir gerade alles zu viel ist. Ich trage sie mit mir. In meinem Blick. In meiner Art, Menschen zu halten, wenn sie fallen. In meinem leisen Wissen, dass Stärke nicht immer laut ist, sondern manchmal einfach nur da.
Scheisse, Du fehlst mir.
Freitag, Oktober 24, 2025
Liebe im 21.Jahrhundert.
Knapp 70 % der Deutschen sagen, dass Zeitmangel die größte Herausforderung für ihre Beziehung ist. Mehr als 60 % verbringen weniger als eine Stunde bewusste Zeit täglich mit ihrem Partner. Es ist ein permanentes Austarieren. Man schickt Küsse als Sprachnachricht im Auto, plant Zärtlichkeit zwischen zwei Calls und freut sich über ein gemeinsames Frühstück, als wäre es ein Miniurlaub. Komplimente kommen per WhatsApp, Streit wird bei zu wenig Zeit auf „nachher“ vertagt. Man verhandelt, schiebt, priorisiert und hat manchmal das Gefühl, gegen die Kalender-App und den Alltagswahnsinn zu verlieren. Studien zeigen, dass moderne Beziehungen zunehmend Arbeit bedeuten. Kommunikation, Planung, Aushandlung und nicht mehr bloß Gefühle.
Trotzdem bleibt etwas. Vielleicht ist es gerade dieses Möglichmachen, das zählt. Die kleinen Pausen. Das Wissen, dass Nähe heute kein Selbstläufer mehr ist, sondern ein Plan, der immer wieder gegen das Leben antritt. Und manchmal reicht ein einziger gemeinsamer Tag, damit sich alles wieder richtig anfühlt. Ich denke, genau das ist das am Ende Liebe. Nicht Perfektion, sondern der Wille, sich immer wieder neu füreinander zu entscheiden. Mitten im Chaos, zwischen Sprachnachrichten, WhatsApp, Alltag, Projekten, Unruhe und Meetings.
Donnerstag, Oktober 23, 2025
morgenrituale.
Mittwoch, Oktober 22, 2025
dinge.
Dienstag, Oktober 21, 2025
anker.
Im dritten Bogen steht die Frage nach Suizidgedanken. Ich bleibe an dieser Zeile hängen. Wussten Sie, dass über ein Drittel der Frauen, die sexuelle Gewalt erlebt haben, laut internationaler Studien von Suizidgedanken berichten? Und etwa 13 Prozent einen Suizidversuch unternommen haben? Die Untermieterin ist mein unsichtbarer Anker, der alles hält. Felsenfest. Und dann gibt es Menschen, die nicht nachfragen, sondern einfach bleiben. Die die Schwere, die manchmal spürbar ist, nicht wegreden, aber auch nicht dramatisieren. Die einfach sagen: Ich bin für Dich zuständig, wir gehen den Weg gemeinsam. Mehr braucht es nicht. Am Ende bleibt dieser merkwürdige Trost, dass beides sein darf. Dass ich nicht erklären muss, warum es manchmal schwer ist, und trotzdem aus tiefstem Herzen lachen kann. Distanz und Nähe. Manchmal reicht das. Traumatherapie, here we come. Vielleicht zeigt sie am Ende genau das. Was bleibt, was geht, was irgendwann näher rückt und was nie ganz verschwindet.
ewig.
Montag, Oktober 20, 2025
loyalität.
alarmmodus.
Sonntag, Oktober 19, 2025
Zuhause
Freitag, Oktober 17, 2025
fragmente.
Mittwoch, Oktober 15, 2025
bestand.
Dienstag, Oktober 14, 2025
Buchstabenreserve.
Montag, Oktober 13, 2025
trotzdem.
Freitag, Oktober 10, 2025
schweigen.
Donnerstag, Oktober 09, 2025
häutung.
Vielleicht ist Heilung genau das. Nicht ein großes Verzeihen oder Vergessen, sondern dieser stille Moment, in dem man sich selbst wieder spürt und einfach anfängt hinzuschauen, was es mit einem gemacht hat und was geblieben ist.
Mittwoch, Oktober 08, 2025
anatomie.
Montag, Oktober 06, 2025
richtung.
Sonntag, Oktober 05, 2025
entscheidung.
Samstag, Oktober 04, 2025
linien.
Freitag, Oktober 03, 2025
hip hip hooray!
Und jetzt? Jetzt ist sie ein Teenager. Sie nennt mich regelmäßig „Mutter“, wenn sie mich ärgern will. Benutzt neuerdings Wimperntusche, trägt bauchfreie Tops, stylt wirklich jedes Outfit und rollt die Augen, als wäre es ein Sport. Und trotzdem braucht sie noch so viel Liebe, Nähe und Rückversicherung, auch wenn sie sich manchmal schon ein bisschen zu cool dafür fühlt. Neulich in der Stadt erklärte sie mir mit ernster Miene, dass sie ab sofort meine Hand nicht mehr in der Öffentlichkeit nehmen könne, falls uns Kids aus der Schule begegnen. Meistens vergisst sie es aber schnell wieder und greift doch nach meiner Hand. Mal sehen, wie lange noch. Ich halte sie, solange ich darf.
Es ist verrückt, wenn ich sie anschaue und mich selbst in ihr sehe. Sie sieht aus wie ich in ihrem Alter – nur klüger, witziger, empathischer. Sie reift zu einer wunderbaren Persönlichkeit heran. Mein kleiner Nerd. Ich liebe unsere Gespräche, ihr Lachen, ihre Gedankengänge. Ich sehe, wie sie sich selbst findet, ihre Fähigkeiten begreift, wie sie mutiger wird, wie sie die Welt erobert. Und ich weiß, sie wird ihren Weg gehen.
Es ist schon wild, wenn ich auf den Weg zurückschaue, den wir gegangen sind die letzten Jahre. Ich habe mir so oft Sorgen gemacht, ob ich das alles allein schaffe. Ob sie heil bleibt. Ob wir heil bleiben. 7,5 Jahre nur wir zwei. Nächte voller Fragen, Tage voller Verantwortung. Und heute sehe ich uns und denke nur: „Verdammt, wir haben das richtig richtig gut gerockt.“ Wir sind so ein krasses Team. Und ja, unser Team ist ein Stück gewachsen dieses Jahr und selbst das läuft besser, als ich es mir hätte wünschen können. Es fühlt sich so natürlich an, als hätte es nie anders sein sollen. Wir sind einfach solche Glückskinder.
Donnerstag, Oktober 02, 2025
momente.
projektionsfläche.
Ungerecht behandelt zu werden, tut weh. Vorwürfe schneiden am tiefsten, wenn man weiß, dass man loyal ist und das immer wieder gezeigt hat.
Es passiert schnell, dass man nicht mehr als Mensch gesehen wird, sondern als Projektionsfläche. Dann zählen nicht mehr die eigenen Worte oder Handlungen, sondern nur noch die Schatten der anderen. Unsicherheiten, Ängste, alte Geschichten. All das landet plötzlich bei einem, obwohl es gar nicht das Eigene ist.
Samstag, September 27, 2025
protokoll.
Manchmal, wenn es still wird, zu still, kriecht sie zurück die Ohnmacht. Ohne Bild, ohne Ton, aber mit Gewicht. Sie hockt im Zwerchfell, zieht die Schultern tief. Und dann weiß ich wieder, wie sich nichts anfühlt. Wie alles kippt, wenn niemand hält. Nur kurz.
Freitag, September 26, 2025
mut.
Mut ist auch, nicht immer stark sein zu müssen. Schwach zu wirken, zu stolpern, weinen, Fragen zu stellen, ohne Antworten zu haben. Das auszuhalten, braucht mehr Kraft als jeder Panzer. Mut heißt, die Kontrolle fallen zu lassen. Einen Schritt zu machen, ohne Netz, ohne Garantie. Nicht zu wissen, ob etwas gut geht, und es trotzdem zu wagen. In der Liebe. Im Job. Im Leben. Am Ende ist Mut kein Kampf gegen die Angst, sondern der Entschluss, trotz der Angst zu handeln.
Donnerstag, September 25, 2025
schritte.
Sie zählt Schritte, nicht Silben. Worte haben ihren Kurs verspielt – zu oft zu viel versprochen, zu selten eingelöst. Sie hört zu, ja, aber was hängen bleibt, sind die Lücken dazwischen. Die Pausen. Die Stille danach. Sie schaut nicht mehr darauf, was jemand sagt. Sondern wohin er sich bewegt, wenn es unbequem wird. Sie hat gelernt, dass man Nähe nicht sagen kann. Man muss sie gehen. Dass echte Absichten keine großen Erklärungen brauchen, sondern kleine Entscheidungen, die man sieht. Denn Sätze wiegen nichts, wenn sie keinen Boden unter den Füßen haben.
Mittwoch, September 24, 2025
brandmelder.
Sie will Nähe, und sobald sie spürbar wird, stößt sie dagegen, testet die Festigkeit, so als müsste sie prüfen, ob sie trägt. Sie schickt Mittelfinger als Herz, Herzen als Fragezeichen. Ihre Eifersucht tarnt sie als Pointe, dabei ist sie der Beweis, dass ihr etwas verdammt wichtig ist. Ihre Narben trägt sie wie Glitzer, doch der Schnitt darunter bleibt sichtbar. Sie lacht laut, wenn es wehtut und stellt Fragen wie Scherze, deren Antworten mitten ins Herz treffen. Sie will Sicherheit und zündet genau im Moment, wo sie greifbar scheint, ein Feuerwerk aus Zweifeln.
Souverän, ironisch, unnahbar und heimlich hofft sie, dass jemand bleibt, wenn die Show vorbei ist. Dass jemand den Schnitt sieht, nicht nur den Glitzer. Dass jemand sie aushält, roh, kryptisch, widersprüchlich. Unbequem. Die andere Seite ist weich, liebevoll, verletzlich, verbindlich. Sie will ankommen, nicht ständig kämpfen. Die Härte schützt die Weichheit, die Weichheit macht die Härte erträglich. Sie ist nicht entweder-oder. Sie ist all das auf einmal.
gleichzeitigkeit.
Sonntag, September 21, 2025
ego.
Donnerstag, September 18, 2025
reflexe.
Montag, September 15, 2025
bewegung.
Bewegung beginnt oft dort, wo man sie nicht sieht. Wenn der innere Kompass zittert. Wenn jeder Schritt wie ein Verrat an der alten Ordnung wirkt. Wenn das Neue ruft, aber das Alte noch zu laut ist, um es zu ignorieren. Manchmal ist Nicht-Handeln das Ergebnis von zu viel. Nicht zu wenig. Zu viele Stimmen, zu viele Erwartungen, zu viele verknotete Erinnerungen. Und doch: Es bewegt sich. Langsam. Leise. Vorwärts.
Montag, September 08, 2025
frost.
Sonntag, September 07, 2025
alte muster.
Dienstag, September 02, 2025
pommes und wein.
Samstag, August 30, 2025
spiegel.
Freitag, August 29, 2025
handstand.
Niemand sieht, wie viele Kilometer man innerlich läuft, bevor überhaupt jemand klingelt. Manchmal rede ich mit einer Wand, manchmal mit dem Universum, meistens mit mir selbst. Ich kenne alle Abläufe, die Abkürzungen und Umwege, habe einen geheimen Masterplan für jedes Chaos. Zeit vergeht, Kinder werden älter, Gewohnheiten laufen mit - auf Zehenspitzen. Es sieht von außen aus wie Alltag. Es fühlt sich regelmäßig wie ein Handstand auf nassem Grund an. Ich bin zwischen Routinen und Revolutionen. Es gibt keine Pointe, keinen Applaus. Nur diesen kleinen Moment, wenn ich merke, dass ich mich selbst nicht verliere, während ich halte, was gehalten werden muss.
Nicht mehr. Und nicht weniger. Es geht nicht um Heldenmut oder Opferrolle. Sondern um Ehrlichkeit. Die Müdigkeit, die bleibt.
Donnerstag, August 28, 2025
wachstum.
Es gibt Tage, da ist Mut nichts Lautes, nichts, was in den Raum poltert und mit der Faust auf den Tisch haut. Mut ist sehr oft leise, duckt sich in den Zwischenraum zwischen Angst und dem nächsten Schritt. Wächst wie Unkraut durch den Asphalt, ungewollt und trotzdem da. Es ist nicht die große Geste, sondern dieses schmale Zucken in der Magengegend, kurz bevor Du etwas tust, was Du noch nie getan hast.
Wachstum fühlt sich selten an wie Fortschritt. Es brennt, dehnt sich, macht Dich klein, bevor es Dich wachsen lässt. Am Anfang sieht man nichts, außer Zweifel und diesen albernen Reflex, zurück zu wollen in das, was sicher war, selbst wenn es schon längst zu eng geworden ist. Alte Haut, alter Trott, alles bekannt, alles bequem. Mut bedeutet, das alles trotzdem zu sprengen. Wachsen heißt, den eigenen Schatten nicht mehr als Warnung zu nehmen, sondern als Beweis, dass da Licht ist. Mutig sein heißt, immer wieder aufzustehen, auch wenn man keine Garantie auf ein Happy End hat. Es ist die Bereitschaft, mit Schrammen weiterzugehen und aus ihnen Wurzeln zu machen.
Niemand feiert, wie langsam das wirklich ist, dieses innere Nach-vorne-Schieben. Niemand klatscht Applaus, wenn Du Dich einfach nicht unterkriegen lässt. Aber irgendwann drehst Du Dich um und siehst, was Du alles hinter Dir gelassen hast. Dann bist Du plötzlich nicht mehr die, die Angst hatte, sondern die, die losgegangen ist. Und irgendwo zwischen Loslaufen und Ankommen liegt der eigentliche Mut. Nicht alles wissen müssen, aber trotzdem weitergehen. Egal wie wild der Boden schwankt. Egal, wie oft Du stolperst. Weil Wachstum nie bequem ist.
Dienstag, August 26, 2025
orbit.
Montag, August 25, 2025
wild.
Freitag, August 22, 2025
fundament.
Kein Sicherheitsnetz, kein doppelter Boden. Nur zwei, die langsam begreifen, dass Zuhause vielleicht genau das ist: Sich ineinander ausruhen, auch wenn alles andere tobt. Ich will morgens aufwachen und Dich riechen, will Dir zusehen, wie Du kämpfst - gegen alte Muster, gegen diese kleine Stimme im Kopf, die sagt, Du könntest niemals reichen. Aber Du bist da. Und ich – ich bin auch noch da. Vielleicht reicht das.
Donnerstag, August 21, 2025
17Jahre.
Manche Zahlen sind einfach nur Mathe. 17 Jahre, 204 Monate, 6.209 Tage, über fünfzehn Millionen Minuten, in denen sich die Erde einfach weitergedreht hat. Unverschämt eigentlich. So lange schon. Und trotzdem gibt es Momente, da liegt der Schmerz direkt unter der Haut, als hätte ich erst gestern meine Hände auf diese kleinen kalten Händchen gelegt.
Es ist absurd, wie der Alltag weiterflimmert. Windspiele, Vögel, blauer Himmel. Als ob Normalität eine Frage von Licht und Jahreszeiten wäre. Im Kopf läuft aber noch immer dieser alte Film: Der Schock, das Nicht-Begreifen, das Wort “tot” auf Papier, das auch rückwärts nichts anderes wird. Türen, die einfach zufallen. Fenster, die verschlossen bleiben. Eine Luft zum Atmen, die manchmal zu dick, manchmal zu dünn ist. Die Welt will Erklärungen, aber manchmal gibt es keine. Man sitzt da, zählt die Minuten und denkt an Pausbacken und den perfekten, so vertrauten Geruch, der geblieben ist, als alles andere schon weg war. Man denkt an das Leben, das da war und an das, das hätte sein sollen. Es gibt keine Kompensation für verlorene Zukunft, keine Reparatur für eine Endgültigkeit, die alles zerschneidet. Die Brutalität, mit der das Leben einen rausreißt, das kann man nicht abnutzen. Das bleibt.
Ich weiß nicht, ob es tröstet, dass der Schmerz weicher wird. Oder ob es eher erschreckt, dass er nicht vergeht, sondern einfach leiser, tiefer, unmerklich seine Richtung ändert. Und dann gibt es diese Bank, dieses Grab, diese Windmühle, die Du immer wieder gerade rückst, als würdest Du damit irgendetwas wieder ins Lot bringen wollen. Es klappt nicht. Die Erde dreht sich weiter. Und vielleicht, nur vielleicht, sind die Sekunden, die sie braucht, ein kleiner Beweis dafür, dass es noch irgendwas gibt, das bleibt.
Dienstag, August 19, 2025
strudel.
Manchmal ist es wie ein Strudel, der einen ins offene Meer zieht. Da bricht das alte Leben auf, das Neue stürmt herein, alles gleichzeitig. Und dann fehlt plötzlich besonders der Mensch, der immer wusste, wie man gegen den Strom schwimmt. Dann wünscht man sich eine Umarmung, die einen festhält, die alles erdet, was zu groß, zu laut und überraschend schnell geworden ist. Aber irgendwo in all dem Wirbel ist da dieser Punkt, an dem klar wird: Ich gehöre genau hierher, in dieses neue, wilde Leben. Und meine Oma, die fehlt gerade so unheimlich, die lacht irgendwo – ganz sicher – und sagt: "Mach das, Kind! Das ist jetzt Deins."
Montag, August 18, 2025
achillesferse.
Die Untermieterin hat eine Playlist mit dem Titel "If i die, play this!" - gerade entdeckt.
Sie ist meine Achillesferse. Es gibt Gedanken, die sind wie Glasscherben, die sich einfach nicht aus dem Kopf fischen lassen. Ich würde sterben. Punkt. Diese eine klare Linie, die alles definiert. Vielleicht ist das die dünnste aller Eisschichten, auf denen ich laufe, seit ich Mutter bin. Der Gedanke, wie fragil alles ist. Was dann bleibt, ist kein Trost, keine Philosophie. Nur Atem holen, weitergehen, immer in Bewegung bleiben, weil Stillstand sonst alles überschwemmt. Und manchmal, an Tagen, an denen alles zu viel ist, an denen die Angst größer ist als das Leben, bleibt nur der Griff nach der Hand, die da ist. Weil alles andere sonst alles wäre. Das ist die Sollbruchstelle im System.
Sonntag, August 17, 2025
koordinaten.
Manchmal ist es einfach nur ein Schieben der tektonischen Platten. Nichts, was kracht, kein Beben, das die Welt zum Stehen bringt. Eher dieses leise, schwer greifbare Verschieben unter der Oberfläche. Ein langsames, fast unmerkliches Verrücken der alten Koordinaten, so, dass irgendwann das ganze Kartenmaterial nicht mehr stimmt. Was vorher war, taugt nicht mehr als Maßstab, nicht mal die Wörter lassen sich recyclen. Und plötzlich ist da dieser leise, kaum wahrnehmbare Punkt, an dem Du spürst, dass Du nicht mehr zurückwillst. Kein großer Knall. Aber alles ist anders. Und das reicht schon.
Mittwoch, August 13, 2025
innere freiheit.
Ich bin nicht aus Glas. Nicht mehr. Ich breche nicht. Ich atme leichter, seit ich nichts und niemanden kontrollieren muss. Es gibt keine Fesseln, außer denen, die ich mir selbst umgelegt habe. Keine Schuld, kein Mangel, nur das bewusste Wählen von Nähe. Ich wähle. Ich entscheide. Ich bleibe bei mir.
Freiheit schreit nicht. Sie sitzt da. Neben mir. Und sie weiß, ich gehöre zuerst mir.
Montag, August 11, 2025
freiheit.
Dienstag, August 05, 2025
herzlinie.
Den Faden liegen lassen, bevor er kaputt geht. Sich merken, wo und nach einer Zeit schauen, ob er noch da ist oder ob Witterung schneller war und ihn angefressen hat. Gehen und sich dann erst einmal nicht mehr umdrehen, auch wenn es ein komisches Gefühl ist. Weil Tasche und Faust und Nacken und der Fußraum im Bett so leer sind und man jetzt die Fingernägel in der Handfläche spürt, weil sie jetzt die Lebenslinie berühren seit langer Zeit mal wieder, und die Herzlinie, nur die eigenen Finger in der eigenen Hand. Die Zimmermänner dürfen sich auch nicht umdrehen am Anfang, wenn sie auf Wanderschaft gehen und ihren Heimatort verlassen, man läuft dann eben geradeaus und weiß gar nicht, ob einem nachgeschaut wird, ob da noch jemand steht, weil wenn man sich umdreht und dann ist niemand mehr dort, wird es schwierig, nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
Als würde man sich einmal kurz oben auf die Balustrade stellen jetzt, während der Blick vor einem ziemlich weit ist und man gar nicht weiß, wo man anfangen soll hinzusehen, weil sich plötzlich alles bewegt vor einem und in einem. Mitunter wird einem ein bisschen schummerig, weil das lange nicht so war, ganz ohne Geländer und Ränder und Rahmen und in jede Richtung möglich. Wie man sich selbst erst einmal neu justieren muss, Einstellungen vornehmen, gucken, wie man jetzt funktioniert, wie man am Besten auch hier oben auf einem Bein steht ohne umzufallen. Sich einen Schirm kaufen, einen kleinen nur, aber einen Schirm und dann vielleicht hin und wieder für jemanden gehalten werden, der vom Zirkus kommt. Ach meine Güte, wen kümmert das? Das ist keine Choreographie hier oben. Das ist alles andere als ausgedacht, das ist alles, was ich habe.
Und irgendwo im Rücken liegen Fäden herum, ich habe mir eine Karte gemalt, die ist in der Tasche, dort ist es nicht leer, dort kommen bald noch ein paar Kastanien hinzu. Und der Rest ist Orientierung im Raum. Vögel spüren die Luftkräfte an den Federn, weißt Du, und wir, wir haben nur unsere Haut. Deswegen muss man sich in den Wind stellen, oben, ganz weit nach oben direkt hinein.
Mittwoch, Juli 30, 2025
liebe.
Donnerstag, Juli 24, 2025
systemkoppelung.
Zwei Systeme in Echtzeit. Offen. Roh. Klar. Ein Gleichklang, der nicht sucht, sondern trägt. Weil das System sich längst leise selbst justiert und austariert.
Mittwoch, Juli 23, 2025
splitter.
Ich habe mich verteilt, gestreut, hingelegt wie ein offenes Messer. Nicht um zu lieben. Sondern um nicht zu ersticken. Und trotzdem ein Teil blieb. Tief unten. Verbissen, wild, unzerstört. Der wollte fühlen. Lieben. Spüren. Der wollte sich zurückreißen, Stück für Stück, aus dieser tauben Haut. Der Weg zurück war kein Weg. Eher ein Stürzen. Man lernte nicht zu fühlen, man kämpfte darum. Gegen den Widerstand im eigenen Nervensystem. Man hat sich längst selbst eingesammelt, in Bruchstücken und neu zusammengesetzt. Doch dazwischen: Splitter.
Montag, Juli 21, 2025
archiv.
Es ist leicht, scharf zu sein, wenn man gerade klar sieht. Aber ich lerne, auch Klarheit ist kein Freifahrtschein. Manchmal ist sie einfach nur still. Erkenntnis ohne Sendeknopf. Ich hab’s wiederentdeckt, gelesen, verstanden, geschmunzelt. Und dann da gelassen, wo es hingehört: bei mir. Nicht alles, was man sagen könnte, muss gesagt werden. Manchmal reicht es, zu wissen, dass man es könnte. Und nicht muss.
Sonntag, Juli 20, 2025
muster.
Muster sterben nicht leise. Sie kommen zurück, wenn Du Dich veränderst. Wenn Du weich wirst. Wenn Du bleibst, wo du früher gegangen wärst. Oder wenn Du Dich plötzlich heftig verliebst und auf einmal so unfassbar intensiv fühlst, wie Du es vorher noch nie konntest. Dann flippen sie aus. Sie rebellieren, sabotieren, sie klammern sich an die Türklinke. Sie sagen Sätze wie: „Was, wenn Du Dich irrst?", „Was, wenn Du wieder verletzt wirst?“ Oder mein Favorit: „Bleib besser hier. Hier kennst Du Dich wenigstens aus.“ Aber irgendwann merkt man, dass sie nicht mehr passen. Und das ist die Stelle, an der man loslässt und springt.
Donnerstag, Juli 17, 2025
trauma.
Und gerade ist da der tiefe Wunsch, etwas festzuhalten. Aber ich kann verdammt nochmal nichts festhalten, niemand kann das. Was bleibt, ist das Jetzt.
Mittwoch, Juli 16, 2025
monster.
Eingenistet hat er sich dort, der Schmerz, als wenn ich ihm gehören würde, wie ein alter Bekannter. Vielleicht ist er gar nicht alleine. Vielleicht hat er Gleichgesinnte gefunden und sie alle zu mir mitgenommen. Manchmal stelle ich sie mir vor wie kleine schwarze Ungeheuer. Die Sorte, die einen beim ersten Mal ungeheuerlich erschreckt. Aber nach und nach gewöhnt man sich an ihren Anblick, irgendwann gehören sie irgendwie dazu. Sie schlafen oft, in ihrer Höhle in meiner Brust. Tagelang, manchmal sogar Wochen. Aber ihr Schlaf ist leicht. Es reicht schon der Signalton meines Handys und sie spitzen die Ohren.
Und schon ist einer von ihnen wach, fängt an zu nagen, an mir. In mir. Die anderen gesellen sich zu ihm, schicken Gedanken und Erinnerungen in meinen Kopf. Schuldgefühle, Reue. So viele Dinge, die mir in den Kopf steigen, dass die Tränen manchmal von ganz alleine herausgedrückt werden. Ich liege auf der Seite, schaue seinen Rücken an. Seinen makellosen Rücken, ganz ohne Kratzer. Male Muster nach, als wäre er die Leinwand für meine Gedanken. Er schläft schon, atmet gleichmässig, friedlich. Langsam rutsche ich näher an ihn ran, lege meinen Arm um ihn und verberge mein Gesicht in seinem Nacken.
Die kleinen Monster in mir fauchen. Sie mögen seine Wärme nicht, seine Hände, die sich nun in meine falten. Sie mögen es nicht, dass er sie taub macht. Langsam vergesse ich sie und das Zwicken in meinem Brustkorb. Ich konzentriere mich nur noch auf ihn, sein leises Schnarchen, die Wärme seiner Haut.
Donnerstag, Juli 10, 2025
zu spät.
Montag, Juli 07, 2025
kindheit.
Krass, heute ist mein Geburtstag und es ist das allererste Mal, dass ein Anruf fehlen wird. Kein vertrautes „Na, mein Kind“ am frühen Morgen, kein liebevoller, manchmal holpriger Gesang durchs Telefon. Ich wusste, dass dieser Moment irgendwann kommen würde. Aber heute ist er da und es fühlt sich leer an. Sehr Traurig. Still. Und in mir bricht etwas auf, das ich kaum halten kann. Es fühlt sich an wie das letzte Stück Kindheit, das leise verschwindet.
Und doch ist da auch etwas anderes: jemand Neues tritt an meine Seite. Mit ihm entsteht gerade etwas, das mich wirklich tief berührt, bewegt, aufwühlt und ziemlich sehr doll glücklich macht. Es ist ein seltsames Gefühl, beides gleichzeitig zu tragen: den Abschied und den Anfang. Das Fehlen und das langsame Ankommen. Aber vielleicht ist genau das Leben.
Freitag, Juli 04, 2025
0,1 Prozent.
Ich kann Dich küssen, obwohl Deine Lippen mir Angst machen. Vor dem Verlieben und dem was darauf folgen mag. Kann Dir erzählen von meinen Träumen und Dir sagen, dass Träume dafür da sind um sie wahr zu machen. Kann realisieren, dass es sich alleine gar nicht mal so schön lebt auf Dauer und Dich hineinlassen in das, was ich mein Leben nenne. Kann Dir zuhören, wie Du meine Talente lobst, wie Du über meine Witze lachst und die Geschichten meines Lebens, die ab und an nach einem wirklich schlechten Independent Film klingen, aber dennoch wahr sind, feierst. Kann zuhören, wenn Du mir von Dir erzählst, Deiner Leidenschaft, Deinen verdammten Ängsten, die meinen so ähnlich sind. Und wenn Du bleibst, kann ich vielleicht aufhören, gegen mich selbst zu kämpfen.
Und wenn Du meine Wunden küsst und meinen Bauch, könnte ich heulen vor Glück und Panik und Gefühlen und Angst, vor diesem Jetzt, das so viel will. Aber vielleicht kann ich es auch einfach zulassen. Die Panik beiseite schieben, wie einen zu engen Mantel. Und wenn ich aufwache, eingekuschelt in Deinen Armen, kann ich vielleicht endlich wieder sehen, was wichtig ist im Leben. Dass es viel mehr ums Leben geht, um das am Leben sein, als um die Panik, die Niederlagen und das Aushalten. Wer hätte gedacht, dass 0,1 % reichen, um alles zu verändern und zwei Leben einmal komplett auf den Kopf zu stellen?
Donnerstag, Juni 26, 2025
schubladen.
Seit einem Jahr bin ich betäubt. Ich kann nicht denken. Nicht schlafen. Nicht essen. Das Atmen ist schwer. Die Welt ist verschwommen. Ich will weg von hier, aber ich will auch hier bleiben. Wenn ich 2 Meter über Dir knie, ist es am schlimmsten. Auf diesem Fleckchen Erde gibt es keine Zeit. Nur Schmerz. Trauer. Und Wut. Ganz schön viele Emotionen, dafür, dass ich überhaupt nichts fühle. Aber dafür habe ich eine Schublade. Alles, was mir von Dir geblieben ist, ist dort gelandet. Alle Gefühle. Alle Erinnerungen. Dass sie zugeschlossen und ich den Schlüssel verloren habe, ist mir egal. Die Schublade war meine einzige Chance. Ich lebe jetzt das Leben einer Anderen. Weil ich nicht mehr bin, wer ich war. Weil Du weg bist. Weil sich die Realität wie ein Traum anfühlt. Ich lebe einfach noch ein bisschen weiter, denn irgendwann, da darf ich bestimmt aufwachen. Dann bin ich wieder ich. Und Du bist wieder da. Und jemand sagt mir "War nur ein Irrtum. Ein schlechter Traum."
Das genau das nicht passieren wird, ist mir klar und macht es noch schlimmer. Ich kann und will nicht darüber nachdenken, wie endgültig endgültig wirklich ist. Dass das auch heißt, dass ich bis zum Ende meines Lebens mit dem Ende Deines Lebens leben muss. Mein Herz zerbricht. Die Schublade rappelt.
Mittwoch, Juni 25, 2025
statik.
Die vergangenen Jahre war es einfach. Ein kurzes Streifen der Wirklichkeit, kein Gepäck, keine Zettel an der Tür. Keine Zahnbürsten. Nähe im Zeitfenster, mit Ablaufdatum und Rückflugoption. Es war sauber. Funktional. Und vor allem: absolut kontrollierbar. Und dann steht da jemand. Ohne Ankündigung, ohne großes Kino. Kein Paukenschlag. Keine Konfettibombe. Nur dieses leise, unausgesprochene Bleiben. Und plötzlich verschiebt sich die Statik. Nichts knallt. Aber alles kippt ganz langsam. Man merkt es nicht sofort. Es beginnt irgendwo zwischen den Schulterblättern zu arbeiten. Auf einmal ist das alte Koordinatensystem nicht mehr zuverlässig. Die Reflexe greifen ins Leere. Die Masken verrutschen. Plan B fällt aus. Es wird still. Und nah. Vielleicht zum ersten Mal wirklich nah.
Dann meldet sich das Archiv: all die alten Muster, fein säuberlich abgeheftet. Das Unzureichende. Die große Frage nach dem Reichen. Die noch größere nach dem Bleiben. Zu viel? Zu wenig? Kopierbar? Austauschbar? Der innere Projektausschuss tagt. Und findet keine Antwort. Aber da ist jemand, der nicht frontal aufläuft, sondern sich einfügt. Kein Umwerfen. Kein Eindringen. Nur Präsenz. Der nicht wegsortiert, sondern sortieren hilft. Der bleibt, nicht weil er muss, sondern weil er längst da ist. Weil etwas sagt: „Ich halte das aus. Und Dich auch.“
Kiss & Stay ist leise. Fast unscheinbar. Aber es macht was mit den Grundfesten. Vielleicht ist das der Moment, wo nicht mehr gespielt wird, sondern echt geprobt. Nicht auf Effekt, sondern auf Substanz. Der Wind draußen bleibt derselbe. Aber innen ist es schon nicht mehr ganz so zugig.
Donnerstag, Juni 19, 2025
wimpernschlag.
Sie sitzt im Auto, irgendwo zwischen Spülmittel kaufen und dem Gedanken, wie alt er heute wäre. Der Radiosprecher sagt irgendwas Belangloses, doch sie hört es nicht. Ihr Herz ist beschäftigt. In sich zusammengesunken. Und obwohl sie unglaublich stark ist – so sagen es alle – fühlt sie sich plötzlich wieder klein. Leer. Zerbrechlich. Und unfassbar traurig.
Mittwoch, Juni 18, 2025
flickzeug.
Und so passiert es, dass wenn die Gegenwart zu viele Aufgaben bereit hält, keine Zeit bleibt, Dich um die kaputten Gefäße zu kümmern, ihre Deckel nochmal nachzuziehen und dafür zu sorgen, dass sie das Glas gut verschließen. Dann kommen sie raus, die Erlebnisse, Erinnerungen und die Gefühle, die damit verbunden sind. Sie kommen durch die Hintertür in Deine Seele und in Dein Herz. Und es ist manchmal sehr schwer mit der eigenen Geschichte umzugehen. Viele Menschen sind gute Schauspieler, die sich und der Welt vorspielen, ihre Geschichte überstanden zu haben. Und so sehr man es sich wünscht, die Geschichte ruht nicht. Manchmal haben einen die Erlebnisse nicht nur geprägt, sondern sie haben sich in Deine Haut gebrannt und die allgemein bekannten, riesigen Wunden hinterlassen. Von Zeit zu Zeit vernarben sie, um dann unerwartet wieder aufzureißen und Zeit brauchen, um wieder einigermaßen zu verheilen.
Einige Probleme, die man hat, wurden nicht durch Personen ausgelöst, die man zunächst verantwortlich machte, sondern davon welche Gefühle sie auslösen und wie das eigene ich, das wahrhaftige, reine ungeschauspielerte Ich damit umgeht. Und wenn bei diesem Ich gerade zu viele Gefäße geöffnet sind, kann es Gegenwart und Vergangenheit, Personen und Gefühle und Erfahrungen nicht mehr voneinander trennen und landet immer wieder an dem gleichen Punkt: dass man alleine da steht und versucht, die Gefühle einzufangen und wieder zu verschließen und erkennt, dass man das nur alleine kann, niemand Schuld an der Misere hat und es nur darum geht, wie Du die Dinge für Dich regelst.
Schaff den Absprung. Spring weg von der Wunde. Öffne die Gläser und lege Deinen Blick auf Neues!
Donnerstag, Juni 12, 2025
sockenlos.
Heute Nacht von meiner Oma geträumt. So real. Sockenlos.
Und vielleicht geht es im Leben manchmal genau darum: mitten im Suchen, Hetzen und Verlieren einen Moment zu finden, der bleibt. Eine feste Umarmung, die nicht neu ist, sondern zurückkommt, aus der Erinnerung, aus dem Gefühl, aus der Liebe, die geblieben ist. Und dann spürt man, für einen ganz kurzen Augenblick: Ich bin angekommen. Nicht weil alles gut ist. Sondern weil da etwas war – oder jemand –, das getragen hat. Und irgendwie immer noch trägt, obwohl dieser Mensch längst diese Welt verlassen hat.
Was hatte das Bild mit den fehlenden Socken zu bedeuten?
Dienstag, Juni 10, 2025
vielleicht.
Vielleicht habe ich neulich eine Zahnbürste für jemanden gekauft. Und vielleicht hat er gefragt, ob er die hier lassen kann.
Ich wäre nicht ich, wenn ich mich nicht noch regelmäßig über die eine Zahnbürste mehr in der Schublade wundern würde, aber es fühlt sich ziemlich gut an.
Sonntag, Juni 08, 2025
kryptonit.
Eine Narbe, nur sichtbar, wenn ich Menschen ganz nah an mich heranlasse. Wenn ich meinen dicken Pullover ablege, mich ungeschickt bewege und man für einen Moment mehr Haut sieht als erwünscht. Auf einmal wird sie erblickt, die Narbe die ich so gut zu verbergen versuche. Dann kommen Fragen dazu. Und ich möchte so viel erzählen, doch danach bereue ich es stets. Ich blicke in betrübte, beschämte Gesichter. Bei belanglosen Fragen erwartet man nie eine traurige Antwort. Du warst mein Leben, meine Liebe, aber auch mein Kryptonit.
Du bist wie eine Narbe. Manchmal juckst Du, ganz aus dem Nichts und mein kratzen lindert es nicht. Mich erfasst dann eine tiefe Trauer, die mir wortwörtlich die Luft nimmt. Doch manchmal bist Du auch unsichtbar, auch für mich. Die Welt dreht sich weiter. Das zu verstehen kostete mich verdammt viele Stunden, viele Flaschen Weißwein und ein sehr langes Zwiegespräch mit - falls es ihn denn gibt - einem Gott.
So ist das mit Narben. Sie bleiben auf der Haut zurück als Reaktion auf etwas Schmerzhaftes, etwas Einschneidendes. Genau das ist mit meinem Herzen passiert. In dem Moment, als ich den Anruf entgegennahm. Genau in diesem Moment ist der Platz in meinem Herzen, der für Dich reserviert war, explodiert und hat mein Herz zerfetzt.
Der menschliche Körper ist ein unglaublich effizient arbeitendes Konstrukt, ich hätte nie gedacht mich davon zu erholen. Wir überstehen viel mehr, als wir denken. Seither trage ich Dich als Narbe mit mir herum.
Freitag, Juni 06, 2025
irgendwann.
„Liebst Du mich auch, wenn ich nicht gut gelaunt bin?“, frage ich, ohne den Kopf zu heben. „Wenn ich Dich niemals ganz an mich heranlasse, Dich wegstoße, an Dir reiße, vor Dir fliehe. Wenn ich kalt bin, mich tagelang zurückziehe, nicht auf Deine Anrufe reagiere, Deine Nachrichten ignoriere. Würdest Du mich dann immer noch lieben? Wenn ich Deine Nähe nicht aushalten kann… und Dir nie versprechen könnte, dass Du der Einzige für mich bist – wärst Du dann trotzdem noch da?“
Ich sehe Dich nicht an, aber ich weiß, dass Du gerade Deine Finger gegeneinander drückst. Dass Du auf Deiner Unterlippe kaust. Dass Du Dir eine Haarsträhne hinters Ohr schiebst. „Man kann sich nicht aussuchen, wen man liebt, oder?“, sagst Du. Ich höre das Kratzen in Deiner Stimme. Spüre das Stechen in meiner Brust. Die Worte bleiben mir im Hals stecken. Ich schüttle nur den Kopf, ziehe mit dem Fuß eine Spur in den Kies. „Dann werde ich Dich wohl weiterhin lieben, so wie Du ihn immer noch liebst. Auch wenn mich das traurig macht“, sagst Du. Und lächelst wieder.
Ich höre, wie Du aufstehst. Will nicht hochsehen. Nicht nach dem Kratzen in Deiner Stimme. Bis ich Deine Hand auf meiner Schulter spüre. „Irgendwann sieht man die neuen Türen“, flüsterst Du. Streichst mir eine Strähne hinters Ohr, drückst mich kurz an Dich, küsst mich auf die Stirn und gehst zurück zu den anderen. „Irgendwann sieht man die neuen Türen… und schließt die alten ab.“
Montag, Juni 02, 2025
betrunken.
Montag, Mai 26, 2025
bleiben.
Heute Morgen auf dem Weg zur Arbeit habe ich über "Schmerz" nachgedacht. Über den, den wir im Laufe unseres Lebens erleben. In Wellen, in Stichen, in leisen Momenten. Schmerz, der sich manchmal in den Alltag schleicht, manchmal laut da ist, einen völlig umhaut und manchmal einfach nur sehr schwer auf der Brust sitzt, ohne sich erklären zu müssen. Ich habe im Laufe der Jahre erst verstanden, wie tief Schmerz sitzen und wie vielschichtig er sein kann.
Ich erinnere mich an Momente, in denen ich temporär nicht mehr fähig war zu atmen und mich einfach nur auf die Straße legen und sterben wollte. Ich wollte das es aufhört. Ich wollte und konnte das nicht fühlen. Mich nicht damit auseinandersetzen. Ich musste erst lernen, Schmerz überhaupt zuzulassen. Lange Zeit war funktionieren einfacher. Sich ablenken, unermüdlich arbeiten, weitermachen, alles unter Kontrolle behalten. Aber irgendwann reicht das nicht mehr. Irgendwann meldet sich das, was wir nicht fühlen wollten. Und wenn es kommt, dann nimmt es mir manchmal die Luft. Es sitzt schwer auf meinen Schultern. Und trotzdem – es gehört zu mir. Zu dem, was war. Zu dem, was fehlt.
Mit dem Tod meiner Oma habe ich eine neue Qualität des Schmerzes kennengelernt, die ich noch nicht kannte und ich spüre diesen Schmerz besonders deutlich. Wenn eine Konstante Deines Lebens stirbt, klafft dort ein riesiges Loch. Es gibt so viele Dinge, die sich gerade verändern, so viele Umbrüche, so viel Unsicherheit – und sie fehlt. Nicht, weil sie immer die perfekten Antworten hatte. Sondern weil sie mir diese ruhige, fast unerschütterliche Form von Vertrauen gegeben hat, die ich selbst manchmal nicht aufbringen kann. Sie war da. Immer. Und ihr Blick hat mir gesagt: „Kind, du schaffst das. Du musst nur weitergehen!“ Wie oft hat Sie meine Hand dabei gehalten. Letzte Woche hat mich jemand aus meiner Vergangenheit gefragt, was in der Zwischenzeit passiert ist und ich habe es zum ersten Mal seit Langem ausgesprochen: Sie ist tot. Der Satz kam, und mit ihm eine Welle. Der Schmerz war plötzlich da – groß, dicht, überrollend.
Ich übe mich darin, nicht mehr wegzulaufen oder auszuweichen. Den Schmerz in meinem Leben nicht mehr zu übergehen, nicht kleinzureden. Sondern ihn da sein zu lassen. Als Teil von mir. Als Teil dieser Geschichte, die mich trägt, auch wenn sie manchmal weh tut. Vielleicht ist genau das der mutigste Schritt: einfach dazubleiben. Das auszuhalten. Im Gefühl. In der Verbindung. Und auch in der Erinnerung. Das ist das, was Du mir beigebracht und vorgelebt hast.
