Du sagst, Du liebst mich. Nicht nur heute, sagst Du und lächelst. Du meinst, Du könntest mich glücklich machen, dass ich Deinetwegen nie wieder traurige Texte schreiben müsste. Manchmal, sagst Du, wartet man so sehr auf etwas, dass man all die anderen offenen Türen übersieht. Und Du findest, ich hätte genug gewartet. Dass sich Türen manchmal melden müssten. Laut und deutlich. Damit man sie nicht übersieht. Und jetzt stehst Du vor mir, laut und deutlich – und lächelst. Während ich still auf den Boden starre, mit dem Fuß kleine Kiesel hin und her rolle, als wäre das das Einzige, was gerade zählt.
„Liebst Du mich auch, wenn ich nicht gut gelaunt bin?“, frage ich, ohne den Kopf zu heben. „Wenn ich Dich niemals ganz an mich heranlasse, Dich wegstoße, an Dir reiße, vor Dir fliehe. Wenn ich kalt bin, mich tagelang zurückziehe, nicht auf Deine Anrufe reagiere, Deine Nachrichten ignoriere. Würdest Du mich dann immer noch lieben? Wenn ich Deine Nähe nicht aushalten kann… und Dir nie versprechen könnte, dass Du der Einzige für mich bist – wärst Du dann trotzdem noch da?“
Ich sehe Dich nicht an, aber ich weiß, dass Du gerade Deine Finger gegeneinander drückst. Dass Du auf Deiner Unterlippe kaust. Dass Du Dir eine Haarsträhne hinters Ohr schiebst. „Man kann sich nicht aussuchen, wen man liebt, oder?“, sagst Du. Ich höre das Kratzen in Deiner Stimme. Spüre das Stechen in meiner Brust. Die Worte bleiben mir im Hals stecken. Ich schüttle nur den Kopf, ziehe mit dem Fuß eine Spur in den Kies. „Dann werde ich Dich wohl weiterhin lieben, so wie Du ihn immer noch liebst. Auch wenn mich das traurig macht“, sagst Du. Und lächelst wieder.
Ich höre, wie Du aufstehst. Will nicht hochsehen. Nicht nach dem Kratzen in Deiner Stimme. Bis ich Deine Hand auf meiner Schulter spüre. „Irgendwann sieht man die neuen Türen“, flüsterst Du. Streichst mir eine Strähne hinters Ohr, drückst mich kurz an Dich, küsst mich auf die Stirn und gehst zurück zu den anderen. „Irgendwann sieht man die neuen Türen… und schließt die alten ab.“
It’s sad and it’s sweet
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Das Schweifhaar mongolischer Hengste – das Format „Was schön war“ prompt
wieder drüben im Landlebenblog. Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert.
*** Ic...
vor 1 Tag
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