Sonntag, Januar 03, 2010

gelesen.

... man muss Risiken eingehen, sagte er.

Wir können das Wunder des Lebens nur richtig verstehen, wenn wir zulassen, dass das Unerwartete geschieht. Jeden Tag lässt Gott die Sonne aufgehen und schenkt uns jeden Tag einen Augenblick, in dem es möglich ist, alles das zu ändern, was uns unglücklich macht. Tag für Tag übergehen wir diesen Augenblick geflissentlich, als wäre das Heute wie gestern und das Morgen auch nichts anderes. Aber derjenige, der seinen Tag bewusst lebt, nimmt den magischen Augenblick wahr. Er kann in einem Moment verborgen sein, in dem wir morgens den Schlüssel ins Schlüsselloch stecken, im Augenblick des Schweigens nach dem Abendessen, in den Tausend von Dingen, die uns alle gleich anmuten. Diesen Augenblick gibt es - den Augenblick, in dem alle Kraft der Sterne uns durchdringt und uns Wunder vollbringen lässt. Manchmal ist Glück ein Geschenk - doch zumeist will es erobert werden. Der magische Augenblick eines Tages hilft uns, etwas zu verändern, lässt uns aufbrechen, um unsere Träume zu verwirklichen. Wir werden leiden, werden schwierige Momente durchmachen, werden viele Enttäuschungen erleben - doch all dies geht vorüber und hinterlässt keine Spuren. Und später können wir stolz und vertrauensvoll zurückblicken. Weh dem, der sich davor fürchtet, ein Risiko einzugehen. Vielleicht wird er nie Träumen folgen. Doch wen er zurückblickt - und wir blicken immer zurück - , wird er hören wie sein Herz ihm sagt: "Was hast du aus den Wundern gemacht, die Gott über deine Tage verteilt hat? Was hast du mit deinen Talenten gemacht, die dir dein Meister anvertraut hat? Du hast sie in einer Grube vergraben, weil du Angst hattest sie zu verlieren. Und so ist dies nun dein Erbe: die Gewissheit, das du dein Leben vergeudet hast". Weh dem, der diese Worte hört. Denn nun wird er an Wunder glauben, doch die magischen Augenblicke seines Lebens werden bereits verstrichen sein.
(Paulo Coelho: Am Ufer des Rio Piedra saß ich und weinte)

4 Kommentare:

  1. das ist ein zauberhaft text. auch wenn ich nicht hinter "gott" stehe, enthält dieser text eine tolle wahrhaftigkeit. :)

    AntwortenLöschen
  2. toll.....!!!
    ...und auch deshalb...lassen wir es dieses jahr krachen- okay!!!!...und lassen die momente nicht mehr verstreichen- aus angst....vor was auch immer!!!!
    also lieber das falsche tun- als gar nichts....!!!

    alles liebe
    sabineB

    AntwortenLöschen
  3. wundervoll, im wahrsten Sinn des Wortes! Danke, dass du uns daran teilhaben lässt!

    AntwortenLöschen
  4. @little.ant: Geht mir ähnlich wie Dir - unabhängig von Gott - ein toller Text, der berührt & ans Wesentliche erinnert.

    @Sabine: Damn right :) - let's rock!
    liebste Grüße nach Bonn!

    @Bramasole: :) sehr gern.

    AntwortenLöschen

Ein Hinweis. Ein Blog gehört nur dem Schreiber und ist für ihn der Ort, um alles abzuladen - egal ob nichtssagend, reflektiert, unreflektiert, gewichtig, emotional, scheisse oder sonst was. Ein Blog ist auch ein bisschen als Zugang zu den Gedanken eines Menschen zu sehen, d.h. es ist ein Privileg mitlesen zu dürfen.