Ich habe irgendwann aufgehört zu glauben, dass Menschen berechenbar sind. Das Leben hat mich gelehrt, jeder kann alles. Im Guten wie im Schlechten. Also rechne ich mit allem. Das schützt mich. Und es macht mich unbeeindruckbar. Wer jedem alles zutraut, wird selten überrascht. Man lässt nichts mehr wirklich nah ran, weil man innerlich schon weiß, wie’s ausgehen könnte. Es fühlt sich schlau an. Und sicher. Aber Sicherheit hat ihren Preis. Vertrauen passiert nicht automatisch. Es ist eine bewusste Entscheidung. Eine, die man trifft, obwohl der Körper noch weiß, wie es war, als alles zusammengefallen ist. Ich übe das. Nicht blind, nicht romantisch, einfach realistisch. Angst gehört dazu. Ich weiß, wie sich Enttäuschung anfühlt. Und trotzdem lasse ich es zu. Denn Kontrolle schafft keine Nähe. Und irgendwann reicht’s, alle im Voraus schuldig zu sprechen. Ich denke, genau das ist der Punkt. Vertrauen, obwohl man es besser wissen müsste. Nicht hoffen, dass jemand bleibt, sondern zulassen, dass es überhaupt möglich ist.
 
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