Samstag, Dezember 20, 2025

stimmung.

Es ist diese Zeit im Jahr, in der Besinnlichkeit überall herumliegt. In Schaufenstern, in Gesprächen, in wohlmeinenden Nachrichten, zwischen Glühwein und Jahresrückblick. Alle scheinen sie zu haben oder zumindest so zu tun. Ich habe nach ihr Ausschau gehalten. Wirklich. Zwischen Terminen, Deadlines, Gedanken, Verantwortung und diesem latenten Gefühl, dass man jetzt bitte zur Ruhe kommen sollte. Hat überhaupt nicht funktioniert. Besinnlichkeit ist ein sehr interessantes Konzept. Sie wird erwartet, vorausgesetzt, manchmal sogar eingefordert. Als wäre sie eine Haltung, die man einfach einschaltet, sobald die Lichterketten überall hängen. Einmal Warmweiß, bitte. Dabei ignoriert sie hartnäckig, dass innere Zustände keine Termine kennen und sich wenig dafür interessieren, was gerade stimmig wirken soll.

Ich bin erstaunlich wenig bereit, mir eine Stimmung überstülpen zu lassen, die ich nicht fühle. Was viele als besinnlich bezeichnen, fühlt sich für mich oft eher nach einem emotionalem Dresscode an. Nach einem kollektiven Stillhalten. Weichzeichnen. Nach dem unausgesprochenen Wunsch, alles möge bitte rund, mild und kompatibel sein. Mein inneres System arbeitet nur nicht nach Saison. Es reagiert auf Echtheit und die kommt, wann sie will. Manchmal leise, manchmal unbequem. Und oft völlig unromantisch. Klarheit kann sehr still sein und Wahrheit braucht grundsätzlich erstaunlich wenig Kerzenlicht. In 4Tagen ist Heiligabend und ich gucke da drauf und denk mir nur: "WTF? Wann zur Hölle ist das passiert?" Ich bräuchte noch so ein paar Wochen, um in Stimmung zum kommen.

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