Montag, Juni 01, 2009

Eine Konstante

"Ihr seid eine richtige Familie. Das was ich mir immer gewünscht habe." Diese Worte machten mich nachdenklich und betroffen. Sie hat recht. Wir sind eine Familie. Eine feste Einheit. Daran hat sich trotz Widrigkeiten in all den vergangenen Jahren nie etwas geändert. Im Gegenteil, sie haben uns einander näher gebracht. Wir hatten eine sehr behütete und glückliche Kindheit ohne Sorgen.

So lange ich mich erinnern kann, wurde ich stets um meine Eltern beneidet. Dass mein Vater vor lauter Arbeit selten wirklich da sowie Choleriker war. Ich sehr streng erzogen wurde und ihm gegenüber unter einer unglaublichen Gefallsucht litt, sah niemand. Nur das änderte nichts an meiner Liebe zu ihm. Auch wenn er nur selten seine Gefühle offensichtlich zeigt, ist er immer für uns da. Wir sind das Wichtigste - egal was passiert. Wir haben eine tolle Beziehung zueinander, in der es einige Tiefschläge gab. Als ich Achtzehn war, gerieten wir über meinen damaligen Freund in Streit. Die Konsequenz war, dass ich eine Tasche packte und ging. Meine Mutter war sehr entsetzt, aber sie verstand mich. Erst drei Wochen später kam ich wieder nach Haus, nachdem er sich bei mir entschuldigt hatte. Mit dem Typen war es dann übrigens kurz darauf zu Ende. Die Meinung meines Vaters ist mir eben, seit ich denken kann, ziemlich wichtig. An diesem Tag damals habe ich ihm erstmals in aller Deutlichkeit die Stirn geboten, wir haben danach nie wieder darüber gesprochen. - Aber er hat verstanden, dass ich nicht mehr die kleine zarte, blonde Puppe mit den großen stechendblauen Kulleraugen bin, die vor allen Bösartigkeiten dieser Welt beschützt werden muss.

Als Kinder haben mein Bruder und ich uns geschworen nie so zu werden, wie unsere Eltern, wenn wir groß sind und doch sind wir ihnen viel ähnlicher als wir teilweise denken. Das ist wahrscheinlich ein Naturgesetz und nur schwer umgänglich. Mal davon abgesehen, dass sie beide absolut großartige Menschen sind und wir sie um nichts auf der Welt tauschen wollten. Sie sind für uns die weltbesten Eltern. Es ist fantastisch so eine Familie zu haben und hinter sich zu wissen. Sie sind eine Konstante in meinem Leben. Als mein Leben völlig aus den Fugen geriet, waren sie da und sind es noch - mit einer Engelsgeduld. Manchmal denke ich, es wäre besser gewesen, sie hätten mich einfach zurück ins Wasser geworfen, denn ich bin alt genug, um allein zu schwimmen und habe es bisher schließlich recht erfolgreich allein getan. In so einem Moment wird einem erst bewusst, wieviel Glück man überhaupt hat, nicht allein zu sein. Meine Familie, wie meine Freunde, glauben für zwei an mich, wenn mein Weg von Bäumchen des Selbstzweifels gesäumt ist. Sie alle lieben MICH - SO WIE ICH BIN - eine Tatsache, die mir schwer zu glauben fällt.

Sie hat recht. Wir sind eine Familie. Eine feste Einheit. Und mittlerweile gehört sie dazu, die Freundin meines Bruders.

9 Kommentare:

  1. Heute zum Internationalen Kindertag soetwas festzustellen grenzt schon fast an Vorsehung. ;)
    Familie ist etwas wichtiges. Etwas, dass niemand ersetzen kann und halt gibt in vielen Lebenslagen.
    Manchmal sollte man sich halt doch dran erinnern wer einen eigendlich zu dem gemacht hat, der man heute ist. :)

    n

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  2. Das hast du so schön geschrieben! Es kann keine schönere Liebeserklärung an Eltern geben!Und glaub mir, es gibt bestimmt niemanden sonst - mit Ausnahme vielleicht von Bibs - die das so nachempfinden kann, wie ich! Auch wir hatten eine wunderschöne, behütete Kindheit. Es gibt für mich nichts wichtigeres als meine Eltern und Familie, und der Gedanke, dass das eines Tages nicht mehr sein wird in dieser Konstellation, macht mich wahnsinnig!
    Genießen wir jeden Tag, der uns noch bleibt!

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  3. Wunderbar! Alles Liebe euch zum Kindertag! :)

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  4. @René: Weise Worte :) ...ja, Familie ist eine wichtige Säule im Leben und einfach schön, wenn man sie hat.

    @Michaela: Wie heisst es? Die schönsten Geschenke sind die kleinen Zeichen der Zuneigung, farbenfroh und unerwartet, wie ein Regenbogen am Himmel. Ein herzliches Wort, ein Moment der Nähe, ein freundlicher Blick, ein offenes Ohr, ein guter Gedanke, eine helfende Hand, ein lieber Gruß... ich denke, es gibt viele Arten von Liebeserklärungen ;)
    Beim Gedanken daran, dass sie irgendwann vielleicht nicht mehr da sind, schaltet mein Gehirn ab - schon immer. Ich hatte als Kind schon schlimme Verlustängste... aber schlußendlich ist das Einzige, was wir tun können - jeden Moment nutzen und geniessen :)

    @Mary: Du Kind des Ostens :) - Dito. Drücker.

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  5. Hey Frau Evo,

    ich kann nicht anfangen zu beschreiben wie sehr ich Menschen mit Geschwistern beneide.

    Wie immer schön beschrieben, *verneig*

    Frau D.

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  6. Es ist toll, wenn man ein starke Familie an seiner Seite hat und weiß wo man hingehört. Ich habe gottseidank auch das Glück, ein super Verhältnis zu meinen Eltern zu haben.

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  7. Feste Einheiten müssen (manchmal schmerzhaft) zusammenwachsen.
    LG!

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  8. @Frau Doktor: Ich danke Ihnen und fühle mit Ihnen. Im Kindesalter habe ich mir zwar lieber einen großen Bruder, den ich tyrannisieren kann oder ein Dasein als Einzelkind gewünscht - nur heute möchte ich mit niemanden tauschen. Geschwister sind was ganz Wunderbares und wir haben zum Glück schon immer ein absolut geniales Verhältnis zueinander. Hach ja...

    liebste Grüße ins Königreich

    @Tine: *schmunzel* ich bin sehr gespannt auf Deine Familie, vorallem auf Deinen gutaussehenden Bruder *lach*.

    @Ex: Da sagen sie etwas sehr Wahres.
    LG

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  9. ich bin mittlerweile auch eine freundin seines bruders und beneide sie um ihre familie, zu der ich mittlerweile auch dazugehöre. ;)

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