Leere wird oft missverstanden. Die meisten halten sie für ein schwarzes Loch, das man schnell füllen muss, damit man sich selbst nicht hört. Dabei ist sie kein Fehlen, sondern ein Prüfstand. Ein Raum, der nichts kaschiert und niemanden schont. Sie wiegt nicht, weil sie leer ist, sondern weil sie alles abzieht, was man sich sonst einredet. Ein stiller Druck, der nur auftaucht, wenn man aufhört, sich durch Geräusche oder Menschen zu betäuben und abzulenken. Leere ist so brutal ehrlich. Sie sortiert aus, was nie Substanz hatte, und lässt nichts durchgehen. Weder die Ausreden noch die Versionen von einem selbst, die man gepflegt hat, weil sie bequem waren. Sie macht niemanden schwächer, sie zeigt nur, wer ohne Füllmaterial überhaupt noch Haltung hat. Und das ist der eigentliche Grund, warum sie so schwer wirkt. Leere spiegelt nicht das, was man zeigt, sondern das, was übrig bleibt, wenn der ganze Lärm weg ist. Die meisten halten das nicht aus. Für mich ist Leere kein Mangel, sondern ein Maßstab. Und vielleicht erträgt man sie deshalb so schwer. Nicht weil sie fehlt, sondern weil sie zeigt, was nie da war.
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