Sonntag, Februar 01, 2009

Projekt 52 - "Kirche"

Das Wochenthema "Kirchen" hat mich anfangs nicht begeistert, da es wenig Interpretationsspielraum lässt. Dann kam mir eine kleine Kirche in den Sinn, die mich von Kindesbeinen auf fasziniert hat und wie der Zufall so will, war ich am Wochenende in der Nähe.


Die Kleine Feldsteinkirche wurde im 14. Jahrhundert im kleinen Heidedorf in der Lausitz erbaut. Aus dieser Zeit der Gotik sind die ältesten Zeugnisse der Kirche: die Spitzbogentür an der Südseite mit altem Beschlag und je ein Fenster im Süden und im Osten sowie der achteckige Taufstein mit alten Mustern und Inschriften. Zurückgeblieben aus vorreformatorischer Zeit sind auch zwei Sakramentsnischen zur Aufbewahrung von Abendmahlsbrot und -wein. Ob die geschnitzte Holzfigur “Christus auf der Rast” zur ursprünglichen Ausstattung gehörte, verliert sich im Schleier der Vergangenheit. So bescheiden sich die Kirche von außen darstellt, so liebevoll zeigt sie sich im Innern. Von sechs gewaltigen Säulen wird die Decke getragen.

Die Kirche wurde ein Raub der Flammen während des Dreißigjährigen Krieges, so dass nur die Außenmauern übrig blieben. Schon vier Jahre nach Beendigung des großen Krieges begann man die Lautaer Kirche wieder aufzubauen. Die Jahreszahl “1652” finden wir oberhalb einer der Säulen und auf der Taufschale. Fünf Jahre später ließ die Gemeinde den Altar anfertigen und 1660 die Kanzel bauen. Inzwischen war die Empore gebaut und 1667 wurde sie mit Bildern des Malers Michael Krumach versehen. Neben der Kirche, etwas abseits, steht der Glockenturm. Zwei Glocken hängen hier und rufen zum Gebet. Die eine, etwas kleinere, ist die Laurentiusglocke. Sie diente als Modell für das Lautaer Stadtwappen. Deutlich ist die Inschrift zu lesen: “hilf. mir. hellcken. sant. laurencivs.” (1512). Die Glocke stammt aus der Kapelle auf dem Koschenberg, die nach der Reformation verfiel. Die Inschrift der Schwesterglocke ist leider nicht mehr lesbar.



Diese Kirche gehört zu dem Dorf - ist ein Teil von ihm und den Menschen, die dort wohnen. Sie ist keine prunkvolle Kathedrale oder ein in seiner Größe erdrückender Dom; sie ist einfach gehalten, ist für die Menschen da und somit selber menschlich. Sie sah Freude und Not der Menschen, sah Feuerbrünste und den Aufbau danach.

2 Kommentare:

  1. Ich wollte eigentlich etwas vernünftiges schreiben, weil mir dieses Thema sehr am Herzen liegt. Aber ich kann dem Text nichts mehr hinzufügen. Einfach gut und wahr.

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  2. Die Geschichte, die diese Kirche erzählen kann, fasziniert mich einfach. Ich persönlich differenziere zwischen Kirche & Glauben...heisst, ich trenne den Glauben von der Kirche.
    Wir hatten das Thema "Kirche" bereits an anderer Stelle - es ist für mich ein Ort, an dem ich einfach die Stille geniesse, meine Gedanken treiben lasse, sortiere und eine Kerze anzünde.

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