Als ich das erste Mal das Zimmer meiner Oma im Pflegeheim betrete, musste ich Tränen runterschlucken. 14 Quadratmeter und eine kleine Nasszelle – das ist alles, was von einem Leben übrig bleibt, das so reich an Geschichten, Erinnerungen und Dingen ist. Ein paar Bilder an der Wand, ein paar Fotobücher und eine Decke, die nach Zuhause riecht – das war's.
Ich sehe mich um und erinnere mich an ihre gemütliche Wohnung, die immer nach ihr duftete. Die Kommode voller Fotos, die Schubladen mit all den Kleinigkeiten, die sie aufgehoben hat, weil sie ihr etwas bedeuteten. Jetzt ist davon kaum etwas übrig. Die Wohnung ist verweist. Wirkt kühl und seelenlos. 60Jahre in diesen Wänden. Es fühlt sich so endgültig an.
Aber dann sehe ich sie, wie sie da auf ihrem Bett sitzt. Ihre Augen sind müde, aber wenn ich ihre Hand halte, spüre ich noch immer die Wärme, die mich mein ganzes Leben begleitet hat. Es ist nicht die Größe des Zimmers, die zählt, denke ich, sondern die Momente, die wir noch teilen können.
Es bricht mir das Herz, dass sie ihr Zuhause hinter sich lassen muss, aber vielleicht ist dieses Zuhause nicht an einen Ort gebunden. Vielleicht liegt es in den Menschen, die sie lieben, in den Geschichten, die wir noch erzählen, und in den Erinnerungen, die ich mit ihr trage – selbst in diesen 14 Quadratmetern.