Donnerstag, Dezember 18, 2025

narben.

Wir glauben, wir seien glücklich, jeder für sich, bis etwas neben uns tritt, leise, fast unbemerkt, und alles dunkler wird. Man ist nicht vorbereitet auf solche Momente, weil man an Gerechtigkeit glaubt, an eine innere Ordnung der Dinge, an Liebe als Schutzraum und an das Leben als Versprechen. Ich glaubte an Deine Unverwundbarkeit, daran, dass manche Menschen einfach bleiben. Als der Schatten kam. Es war so still und genau das machte es endgültig. Es ist, als würde jemand den Fokus nachziehen, als würde für einen winzigen Moment alles scharfgestellt und man erkennt einen Teil der Wahrheit, den man nie sehen wollte. Der Tod passt nicht ins Leben, er fügt sich nicht ein, er reißt. Ein Augenblick und plötzlich steht man ohne Haut da, nackt und kaputt.

Heute weiß ich, dass das, was danach kommt, kein Zurück ist. Man lebt weiter, aber anders. Die Narben bleiben, nicht als offene Wunden, sondern als Erinnerung an die Möglichkeit von Verlust. Sie bluten nicht mehr, aber sie sind da. Das Leben kehrt zurück, leise und vorsichtig, mit neuen Farben, neuen Menschen, neuen Momenten, die nichts ersetzen, aber etwas Eigenes schaffen. Nähe fühlt sich anders an, bewusster, nicht aus Misstrauen, sondern aus dem Wissen heraus, dass nichts selbstverständlich ist. Und wenn ich heute am Meer sitze, werfe ich manchmal immer noch Steine in das spiegelglatte Wasser. Nicht aus Sehnsucht, sondern aus einem stillen Ritual heraus. Dann glaube ich nicht aus Naivität, sondern aus Notwendigkeit daran, dass Du sie findest, dort, wo der Himmel blau ist und nichts mehr endet. Vielleicht ist das geblieben. Keine Unverwundbarkeit, keine Kälte, sondern Tiefe. Man wird nicht heil. Man wird wach. Vernarbt.

Ich denke gerade an Weihnachten 2007/ 2008. Ich kann mich nicht mehr erinnern, was Du mir geschenkt hast, aber ich weiß noch, was wir gekocht haben. 

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