Montag, November 24, 2025

temperatursturz.

Es gab eine Zeit, in der ich Räume betreten habe wie ein Temperatursturz. Nicht absichtlich. Nicht aus Bosheit. Sondern weil Wärme gefährlicher war als Frost. Nicht laut, nicht sichtbar, aber plötzlich friert alles ein. Gefühle, Intuition, Wärme. Frostschäden inklusive. Manchmal frage ich mich, ob manche Herzen jemals gelernt haben, was Körperkontakt bedeutet, außer als Drohkulisse. Alles kontrolliert. Alles glattgezogen. Alles funktional. Und genau darin liegt das Absurde. Kälte fühlt sich nur so mächtig an, bis man merkt, dass sie nichts erschaffen kann. Nur konservieren. Nur halten, was längst tot ist. Nur Räume besetzen, in denen andere längst wieder leben könnten. Ich habe mich durchs Leben bewegt wie eine perfekt temperierte Oberfläche. Klar, kontrolliert, unberührbar. Kälte war lange mein Schutzanzug, mein Muster, mein Überlebensmechanismus. Man friert nicht, solange man selbst das Eis macht. Ich habe es versucht zu verstehen. Wirklich.

Und doch…unter der Oberfläche habe ich nie aufgehört zu brennen. Es war nur niemand da, der die Hitze ausgehalten hätte oder dem ich sie zugemutet hätte. Heute weiß ich, dass die Kälte nur eine Strategie war. Kein Zuhause. Nur ein Versteck. Ich lerne gerade, wieder warm zu werden. Mit allem Risiko. Mit allen Folgen. Mit all der schönen Unordnung, die Nähe mit sich bringt. Und manchmal erschreckt mich, wie weich ich geworden bin. Wie sehr ich mich fühle und wie sehr mich jemand fühlt.

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