Dienstag, September 02, 2025

pommes und wein.

Gestern: Pommes & Wein. Ich liebe alles daran.
 
Jetzt, ein paar Monate später, gehst Du mit ihm an dieser einen Stelle vorbei, und plötzlich ist da eine Geschichte, die weitergeht. Dieses - weißt Du noch, wie wir da standen und beide dachten, "Das war’s. Den/ Die sehe ich höchstwahrscheinlich nie wieder.", als jeder in seine Richtung ging? Ich glaube, wir haben damals beide nicht geahnt, dass dieser eine letzte Kuss eigentlich der erste war. Manchmal ist das Leben einfach so viel besser als jede Theorie.

Samstag, August 30, 2025

spiegel.

Wer sagt, er hätte keine Angst vor der eigenen Medizin, hat sie noch nie geschluckt. Wir drehen das Bild um, drehen es weiter, bis beide Seiten gleich scharf sind. Nicht aus Bosheit oder Vergeltung. Nur aus Sehnsucht nach Gleichstand. Ich will nicht gewinnen. Nur, dass keiner verliert.

Freitag, August 29, 2025

handstand.

Manchmal wünsche ich mir, ich könnte all die unsichtbaren Protokolle des Alltags einfach an die Tür hängen, wie eine Quittung. Es gibt diese Tage, an denen ich das Gefühl habe, mein Leben bestünde aus Zwischenräumen. Zwischen Schultür, Firma und Zahnarzt. Zwischen Bergen aus Wäsche oder Pappe, Listen, Gesprächen, Hausaufgaben, Klassenarbeiten, Pubertätskrisen, dem Lachen, endlosen kleinen To-dos, den Nerven und der Liebe. Die Gedanken, wie man alles zusammenhält.

Niemand sieht, wie viele Kilometer man innerlich läuft, bevor überhaupt jemand klingelt. Manchmal rede ich mit einer Wand, manchmal mit dem Universum, meistens mit mir selbst. Ich kenne alle Abläufe, die Abkürzungen und Umwege, habe einen geheimen Masterplan für jedes Chaos. Zeit vergeht, Kinder werden älter, Gewohnheiten laufen mit - auf Zehenspitzen. Es sieht von außen aus wie Alltag. Es fühlt sich regelmäßig wie ein Handstand auf nassem Grund an. Ich bin zwischen Routinen und Revolutionen. Es gibt keine Pointe, keinen Applaus. Nur diesen kleinen Moment, wenn ich merke, dass ich mich selbst nicht verliere, während ich halte, was gehalten werden muss.

Nicht mehr. Und nicht weniger. Es geht nicht um Heldenmut oder Opferrolle. Sondern um Ehrlichkeit. Die Müdigkeit, die bleibt.

Donnerstag, August 28, 2025

wachstum.

Es gibt Tage, da ist Mut nichts Lautes, nichts, was in den Raum poltert und mit der Faust auf den Tisch haut. Mut ist sehr oft leise, duckt sich in den Zwischenraum zwischen Angst und dem nächsten Schritt. Wächst wie Unkraut durch den Asphalt, ungewollt und trotzdem da. Es ist nicht die große Geste, sondern dieses schmale Zucken in der Magengegend, kurz bevor Du etwas tust, was Du noch nie getan hast.

Wachstum fühlt sich selten an wie Fortschritt. Es brennt, dehnt sich, macht Dich klein, bevor es Dich wachsen lässt. Am Anfang sieht man nichts, außer Zweifel und diesen albernen Reflex, zurück zu wollen in das, was sicher war, selbst wenn es schon längst zu eng geworden ist. Alte Haut, alter Trott, alles bekannt, alles bequem. Mut bedeutet, das alles trotzdem zu sprengen. Wachsen heißt, den eigenen Schatten nicht mehr als Warnung zu nehmen, sondern als Beweis, dass da Licht ist. Mutig sein heißt, immer wieder aufzustehen, auch wenn man keine Garantie auf ein Happy End hat. Es ist die Bereitschaft, mit Schrammen weiterzugehen und aus ihnen Wurzeln zu machen.

Niemand feiert, wie langsam das wirklich ist, dieses innere Nach-vorne-Schieben. Niemand klatscht Applaus, wenn Du Dich einfach nicht unterkriegen lässt. Aber irgendwann drehst Du Dich um und siehst, was Du alles hinter Dir gelassen hast. Dann bist Du plötzlich nicht mehr die, die Angst hatte, sondern die, die losgegangen ist. Und irgendwo zwischen Loslaufen und Ankommen liegt der eigentliche Mut. Nicht alles wissen müssen, aber trotzdem weitergehen. Egal wie wild der Boden schwankt. Egal, wie oft Du stolperst. Weil Wachstum nie bequem ist.

Dienstag, August 26, 2025

orbit.

Manchmal ist es ganz einfach. Ich mag genau das, was ist. Ich spüre ihn, alles an ihm, und jedes Wiedersehen fühlt sich wie Heimkommen an. Dann wird alles innen drinnen ganz ruhig. Dieses Mal war das Vermissen körperlich, hat sich in meine Haut gelegt. Ich will nicht nochmal so lange ohne ihn sein, das weiß ich jetzt. Und dann sitzen wir zu dritt am Tisch. Und die Untermieterin und der Mann reden über Planeten und schwarze Löcher, und ich lehne mich zurück und merke, wie normal es sich anfühlt, wie leicht. Ich liebe alles daran. Dass wir über einen gemeinsamen Urlaub sprechen. Dass meine Tochter ihn mag, weil er sie ernst nimmt und Fragen stellt, weil sie zusammen Quatsch machen und gleichzeitig ernsthaft sinnieren können. Das ist für mich das größte Geschenk. Das Glück ist gar nicht laut, sondern leise, schleicht sich in die Routinen, in die Gespräche, in das gemeinsame Lachen und Pläne machen. Ich will mehr davon. Genau so.

Montag, August 25, 2025

wild.

Es ist verrückt und wild, wie viel ein einzelner Tag manchmal tragen kann. Es gibt diese Sekunden, da fühlt sich alles zu viel an. Du bist richtig traurig, weil ein kleiner haariger Freund plötzlich in Deinen Armen stirbt und nicht mehr da ist. Und vorher triffst Du spontan den Mann, der plötzlich wirklich da ist. „Kiss & Drive“, alles in einer Bewegung. Zwischen Abschied und dieser festen Umarmung, die alles ein bisschen leichter macht. Die Hände leer, das Herz voll.

Freitag, August 22, 2025

fundament.

Manchmal fühlt es sich an, als würde ich zwischen all dem Lärm plötzlich für Sekunden durchsichtige Haut haben. Alles kommt rein. Alles bleibt kleben. Nichts lässt sich abwaschen. Es ist, als würde ich nachts mit offenen Wunden schlafen und morgens mit neuen Narben aufwachen, von denen niemand weiß. Lose Schrauben im Kopf. Ich, die nie wusste, ob sie reicht, aber immer schon zu viel gefühlt hat. Ich bin nicht sicher, ob ich einfach gelernt habe, nicht mehr so oft nach unten zu schauen. Es ruckelt noch hin und wieder. Alte Zweifel nisten in den Winkeln, wie kleine Tiere, die sich in den Ritzen verkriechen. Wir haben das Fundament nicht gegossen, wir haben es freigelegt, Schicht um Schicht. Alte Geschichten, alte Schmerzen, neue Angst. Und trotzdem, da ist diese Richtung, in die es uns zieht. Nach vorne, zusammen.

Kein Sicherheitsnetz, kein doppelter Boden. Nur zwei, die langsam begreifen, dass Zuhause vielleicht genau das ist: Sich ineinander ausruhen, auch wenn alles andere tobt. Ich will morgens aufwachen und Dich riechen, will Dir zusehen, wie Du kämpfst - gegen alte Muster, gegen diese kleine Stimme im Kopf, die sagt, Du könntest niemals reichen. Aber Du bist da. Und ich – ich bin auch noch da. Vielleicht reicht das.

Donnerstag, August 21, 2025

17Jahre.

17Jahre und es fühlt sich an wie gestern.

Manche Zahlen sind einfach nur Mathe. 17 Jahre, 204 Monate, 6.209 Tage, über fünfzehn Millionen Minuten, in denen sich die Erde einfach weitergedreht hat. Unverschämt eigentlich. So lange schon. Und trotzdem gibt es Momente, da liegt der Schmerz direkt unter der Haut, als hätte ich erst gestern meine Hände auf diese kleinen kalten Händchen gelegt.

Es ist absurd, wie der Alltag weiterflimmert. Windspiele, Vögel, blauer Himmel. Als ob Normalität eine Frage von Licht und Jahreszeiten wäre. Im Kopf läuft aber noch immer dieser alte Film: Der Schock, das Nicht-Begreifen, das Wort “tot” auf Papier, das auch rückwärts nichts anderes wird. Türen, die einfach zufallen. Fenster, die verschlossen bleiben. Eine Luft zum Atmen, die manchmal zu dick, manchmal zu dünn ist. Die Welt will Erklärungen, aber manchmal gibt es keine. Man sitzt da, zählt die Minuten und denkt an Pausbacken und den perfekten, so vertrauten Geruch, der geblieben ist, als alles andere schon weg war. Man denkt an das Leben, das da war und an das, das hätte sein sollen. Es gibt keine Kompensation für verlorene Zukunft, keine Reparatur für eine Endgültigkeit, die alles zerschneidet. Die Brutalität, mit der das Leben einen rausreißt, das kann man nicht abnutzen. Das bleibt.

Ich weiß nicht, ob es tröstet, dass der Schmerz weicher wird. Oder ob es eher erschreckt, dass er nicht vergeht, sondern einfach leiser, tiefer, unmerklich seine Richtung ändert. Und dann gibt es diese Bank, dieses Grab, diese Windmühle, die Du immer wieder gerade rückst, als würdest Du damit irgendetwas wieder ins Lot bringen wollen. Es klappt nicht. Die Erde dreht sich weiter. Und vielleicht, nur vielleicht, sind die Sekunden, die sie braucht, ein kleiner Beweis dafür, dass es noch irgendwas gibt, das bleibt.

Happy Birthday, Leni! Ich denke an Dich. 

Dienstag, August 19, 2025

strudel.

Manchmal ist es wie ein Strudel, der einen ins offene Meer zieht. Da bricht das alte Leben auf, das Neue stürmt herein, alles gleichzeitig. Und dann fehlt plötzlich besonders der Mensch, der immer wusste, wie man gegen den Strom schwimmt. Dann wünscht man sich eine Umarmung, die einen festhält, die alles erdet, was zu groß, zu laut und überraschend schnell geworden ist. Aber irgendwo in all dem Wirbel ist da dieser Punkt, an dem klar wird: Ich gehöre genau hierher, in dieses neue, wilde Leben. Und meine Oma, die fehlt gerade so unheimlich, die lacht irgendwo – ganz sicher – und sagt: "Mach das, Kind! Das ist jetzt Deins."

Montag, August 18, 2025

achillesferse.

Die Untermieterin hat eine Playlist mit dem Titel "If i die, play this!" - gerade entdeckt. 

Sie ist meine Achillesferse. Es gibt Gedanken, die sind wie Glasscherben, die sich einfach nicht aus dem Kopf fischen lassen. Ich würde sterben. Punkt. Diese eine klare Linie, die alles definiert. Vielleicht ist das die dünnste aller Eisschichten, auf denen ich laufe, seit ich Mutter bin. Der Gedanke, wie fragil alles ist. Was dann bleibt, ist kein Trost, keine Philosophie. Nur Atem holen, weitergehen, immer in Bewegung bleiben, weil Stillstand sonst alles überschwemmt. Und manchmal, an Tagen, an denen alles zu viel ist, an denen die Angst größer ist als das Leben, bleibt nur der Griff nach der Hand, die da ist. Weil alles andere sonst alles wäre. Das ist die Sollbruchstelle im System.

Sonntag, August 17, 2025

koordinaten.

Manchmal ist es einfach nur ein Schieben der tektonischen Platten. Nichts, was kracht, kein Beben, das die Welt zum Stehen bringt. Eher dieses leise, schwer greifbare Verschieben unter der Oberfläche. Ein langsames, fast unmerkliches Verrücken der alten Koordinaten, so, dass irgendwann das ganze Kartenmaterial nicht mehr stimmt. Was vorher war, taugt nicht mehr als Maßstab, nicht mal die Wörter lassen sich recyclen. Und plötzlich ist da dieser leise, kaum wahrnehmbare Punkt, an dem Du spürst, dass Du nicht mehr zurückwillst. Kein großer Knall. Aber alles ist anders. Und das reicht schon.

Mittwoch, August 13, 2025

innere freiheit.

Es war nie Gleichgültigkeit. Ich halte nichts fest, nicht weil es mir egal ist, sondern weil meine Hände frei bleiben sollen. Ich habe im Laufe der vergangenen Jahre gelernt, Wer bleiben will, bleibt. Wer gehen will, geht. Ich laufe nicht mehr hinterher. Ich verharre nicht. Ich erzwinge nichts. Die Klarheit kam nicht plötzlich, sondern in kleinen, stillen Momenten, in denen der Kopf ruhig wurde und ich sehen konnte, was ich längst wusste. Und den Weg, den ich dafür gegangen bin.

Ich bin nicht aus Glas. Nicht mehr. Ich breche nicht. Ich atme leichter, seit ich nichts und niemanden kontrollieren muss. Es gibt keine Fesseln, außer denen, die ich mir selbst umgelegt habe. Keine Schuld, kein Mangel, nur das bewusste Wählen von Nähe. Ich wähle. Ich entscheide. Ich bleibe bei mir.

Freiheit schreit nicht. Sie sitzt da. Neben mir. Und sie weiß, ich gehöre zuerst mir.