Es gibt Tage, da ist Mut nichts Lautes, nichts, was in den Raum poltert und mit der Faust auf den Tisch haut. Mut ist sehr oft leise, duckt sich in den Zwischenraum zwischen Angst und dem nächsten Schritt. Wächst wie Unkraut durch den Asphalt, ungewollt und trotzdem da. Es ist nicht die große Geste, sondern dieses schmale Zucken in der Magengegend, kurz bevor Du etwas tust, was Du noch nie getan hast.
Wachstum fühlt sich selten an wie Fortschritt. Es brennt, dehnt sich, macht Dich klein, bevor es Dich wachsen lässt. Am Anfang sieht man nichts, außer Zweifel und diesen albernen Reflex, zurück zu wollen in das, was sicher war, selbst wenn es schon längst zu eng geworden ist. Alte Haut, alter Trott, alles bekannt, alles bequem. Mut bedeutet, das alles trotzdem zu sprengen. Wachsen heißt, den eigenen Schatten nicht mehr als Warnung zu nehmen, sondern als Beweis, dass da Licht ist. Mutig sein heißt, immer wieder aufzustehen, auch wenn man keine Garantie auf ein Happy End hat. Es ist die Bereitschaft, mit Schrammen weiterzugehen und aus ihnen Wurzeln zu machen.
Niemand feiert, wie langsam das wirklich ist, dieses innere Nach-vorne-Schieben. Niemand klatscht Applaus, wenn Du Dich einfach nicht unterkriegen lässt. Aber irgendwann drehst Du Dich um und siehst, was Du alles hinter Dir gelassen hast. Dann bist Du plötzlich nicht mehr die, die Angst hatte, sondern die, die losgegangen ist. Und irgendwo zwischen Loslaufen und Ankommen liegt der eigentliche Mut. Nicht alles wissen müssen, aber trotzdem weitergehen. Egal wie wild der Boden schwankt. Egal, wie oft Du stolperst. Weil Wachstum nie bequem ist.
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