Samstag, November 08, 2025

glück?

Ein Kollege sagte die Tage zu mir: „Du wirkst seit einer Weile so glücklich. Und entspannt. Egal, wie sehr die Welt in Flammen steht." Ich musste kurz lachen. Nicht, weil es falsch ist. Sondern weil ich weiß, was es gekostet hat. Glück ist kein Filter, der alles weich zeichnet. Kein Zustand, den man morgens im Badezimmer vorm Spiegel aufträgt. Eher das Gegenteil. Glück, echtes Glück, ist meistens das, was nach dem Sturm bleibt. Nach all den Nächten, in denen man gegen die Wand denkt. Nach den Momenten, in denen man sich selbst zurückholt. Stück für Stück. Ohne Make-up. Nur mit dem, was übrig ist, wenn alles andere abgebrannt ist. Nach Entscheidungen, bei denen einem der Magen flau wird.

Und ja, vielleicht wirke ich entspannt. Vielleicht, weil ich mich nicht mehr zerreiße, um irgendwo reinzupassen. Weil ich nicht mehr bleiben will, wo es eng wird. Vielleicht, weil ich aufgehört habe zu kämpfen, wo ich mich nicht mehr verlieren will. Ich tue das, was mir guttut. Ich liebe den, den ich liebe. Und ich lasse weg, was nicht mehr zu mir gehört. Vielleicht sieht man das. Und vielleicht nennt man das Glück. Ich weiß es nicht. Ich nenne es, angekommen in mir. Und das reicht. Zumindest heute. Morgen sehe ich weiter.

Aber was ist Glück überhaupt? Glück fühlt sich für mich immer ein bisschen an wie ein Vorbeben. Ich traue diesem Wort nicht. Zu hell, zu laut, zu flüchtig. Immer wenn ich Glück spüre, warte ich auf das Gewitter. Vielleicht weil ich gelernt habe, dass Glück oft eine Vorstufe vom Verlust war. Ich glaube an Zufriedenheit. An Klarheit. An tiefe Verbundenheit. An das Gefühl, jemanden nicht nur zu wählen, sondern immer wieder zu wählen. Aber nicht an reines Glück. Er war kein Glück, sondern eine bewusste Entscheidung. Gegen Angst. Gegen Flucht. Gegen alte Muster. Für Nähe. Und das ist keine Glückssache. Das ist echte Arbeit. Und ich finde es so großartig, sehr heilsam und wertvoll. Ich liebe alles daran. 

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