Eingenistet hat er sich dort, der Schmerz, als wenn ich ihm gehören würde, wie ein alter Bekannter. Vielleicht ist er gar nicht alleine. Vielleicht hat er Gleichgesinnte gefunden und sie alle zu mir mitgenommen. Manchmal stelle ich sie mir vor wie kleine schwarze Ungeheuer. Die Sorte, die einen beim ersten Mal ungeheuerlich erschreckt. Aber nach und nach gewöhnt man sich an ihren Anblick, irgendwann gehören sie irgendwie dazu. Sie schlafen oft, in ihrer Höhle in meiner Brust. Tagelang, manchmal sogar Wochen. Aber ihr Schlaf ist leicht. Es reicht schon der Signalton meines Handys und sie spitzen die Ohren.
Und schon ist einer von ihnen wach, fängt an zu nagen, an mir. In mir. Die anderen gesellen sich zu ihm, schicken Gedanken und Erinnerungen in meinen Kopf. Schuldgefühle, Reue. So viele Dinge, die mir in den Kopf steigen, dass die Tränen manchmal von ganz alleine herausgedrückt werden. Ich liege auf der Seite, schaue seinen Rücken an. Seinen makellosen Rücken, ganz ohne Kratzer. Male Muster nach, als wäre er die Leinwand für meine Gedanken. Er schläft schon, atmet gleichmässig, friedlich. Langsam rutsche ich näher an ihn ran, lege meinen Arm um ihn und verberge mein Gesicht in seinem Nacken.
Die kleinen Monster in mir fauchen. Sie mögen seine Wärme nicht, seine Hände, die sich nun in meine falten. Sie mögen es nicht, dass er sie taub macht. Langsam vergesse ich sie und das Zwicken in meinem Brustkorb. Ich konzentriere mich nur noch auf ihn, sein leises Schnarchen, die Wärme seiner Haut.
Ich drifte davon, auf eine Insel im Pazifik, wo uns blaue Wellen umspülen. Blaue Wellen und absolute Ruhe.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ein Hinweis. Ein Blog gehört nur dem Schreiber und ist für ihn der Ort, um alles abzuladen - egal ob nichtssagend, reflektiert, unreflektiert, gewichtig, emotional, scheisse oder sonst was. Ein Blog ist auch ein bisschen als Zugang zu den Gedanken eines Menschen zu sehen, d.h. es ist ein Privileg mitlesen zu dürfen.