Demenz. Kannst Du nichts machen. Ich habe das durchgespielt. Dachte ich. Ich dachte, ich hätte mich von dem Menschen verabschiedet, wie ich ihn kannte, sei vorbereitet und könnte akzeptieren, dass sie sich durch diese Krankheit nach und nach auflöst. Einfach im Nebel verschwindet bis auf die Hülle. Ein Abschied auf Raten. Und plötzlich geht das alles so verdammt schnell. Von null auf Hundert. Wie kann jemand, der immer so viel Leben, so viel Liebe war, plötzlich alles vergessen? Alles, was sie war – ihre Geschichten, ihr Lachen, ihre kleinen Marotten – ausradiert. Vergessen. Sie war der lebendigste Mensch, den ich kenne.
Diese Krankheit frisst eine ganze Lebensgeschichte. Und alle sind zum Zuschauen verdammt. Es lässt sich weder aufhalten noch rückgängig machen. Ich muss das von mir weghalten, auf Distanz bleiben. Sonst zerstört es mich. Ich vermisse sie und unsere stundenlangen Gespräche, wenn es ruhig in meinem Kopf wird. Also bleibe ich nicht stehen, bleibe in Bewegung, weil ich das alles nicht fühlen kann. Mein Herz ist so scheiße schwer...
Sie war immer da. Meine Konstante. 43Jahre lang. Wenn ich an Sie denke, muss ich lachen, weil da so viele schöne Erinnerungen und lustige Geschichten sind, die mir von ihr bleiben. Sie war so bemerkenswert und großartig. Man habe ich sie geliebt und vergöttert. Ich wollte immer so werden wie sie, als ich klein war und ich glaube, ich habe ein paar tolle Wesenszüge vererbt bekommen. Die Eloquenz und Positivität.
Ich war mein ganzes Leben ihr Lieblingsenkelkind, weil ich die Erste war. Jetzt weiß sie nicht mehr, wer ich bin.
Ich werde mich für immer an sie erinnern. Was hatte ich bitte für ein Glück?