Samstag, November 15, 2025

dunkelheit.

Ich lag da, wach bis drei, als würde mein Körper noch immer nachschwingen von dem, was gestern aufgebrochen ist. Alles war so dicht. Zu roh. Zu nah. Zu laut. Ich konnte meinen eigenen Herzschlag hören, als hätte jemand mein Nervensystem auf maximale Lautstärke gedreht. Schlaf funktioniert nicht, wenn innen drin etwas nacharbeitet. Wenn die Bilder, die Worte, die Erinnerungen immer wieder hochspülen, unerbittlich. Wie Wasser, das zurückkommt, obwohl man es längst weggeschoben hat. Vielleicht ist das der Preis dafür, wenn man endlich anfängt, Türen zu öffnen, die man jahrelang zugelassen hat. Man spürt es nicht nur in der Stunde, sondern danach, im Dunkeln, wenn niemand zuhört und nichts leiser werden will. Allein schlafen ist gerade schwer, weil mein Nervensystem neben jemandem, den ich liebe, runterfährt, während es allein weiterläuft, als müsste es etwas bewachen. Als wäre Stille und Dunkelheit gefährlich, obwohl sie es nicht ist. Ich habe gestern verstanden, dass ich nicht dagegen ankämpfen soll. Dass man einen aufgewühlten See nicht mit den bloßen Händen glättet. Dass dieses Nachzittern normal ist. Ich habe versucht, es nicht wegzudrücken. Einfach dazuliegen, zu atmen, abzuwarten, bis der Körper merkt, dass nichts Bedrohliches passiert. Hat gedauert. Die Nacht war lang. Zäh. Hell, obwohl sie dunkel war. Der Schlaf kam irgendwann, aber eher aus Erschöpfung. Und heute fühlt es sich an, als hätte ich gar nicht richtig geschlafen. Wahrscheinlich ist das normal, wenn etwas in Bewegung gekommen ist und braucht noch einige Zeit bis alles wieder leiser wird. Bis dahin: weiteratmen und aushalten. Mehr kann ich nicht tun.

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